Hartnäckig auf globaler Buchjagd Über alle
Kanäle nach Büchern fahnden, ist Leidenschaft und Geschäft von Therese
Brändli aus Wald. Mit ihrem Online-Shop und detektivischem Gespür
beglückt sie erfolglose Sucher.
Alles begann mit einem Wettbewerb, an dem die dreizehnjährige Therese Brändli teilnahm. Jugendliche waren aufgefordert, Titel oder Autor eines Buches zu erraten. Wichtige Hinweise waren aber in der Auslage des Schaufensters überklebt worden. Die Schülerin suchte zwar ausgiebig, wurde aber nicht fündig. Schliesslich betrat sie den Laden, wo ihr eine fachkundige Buchhändlerin mit spärlichsten Angaben umgehend zum gesuchten Exemplar verhalf. Beeindruckt von ihrem Wissen sagte sie sich: «Das will ich auch können. Ich will so werden wie sie.» Kaum aus der Schule, begann sie hinter besagten Schaufenstern eine Buchhändlerlehre. Brändli hat ihre Leidenschaft früh entdeckt und pflegt sie bis heute. Nach vielen Jahren in mehreren Buchläden packte die 61-Jährige noch einmal etwas Neues an. «Wenn andere langsam an die Pension denken, verspüre ich Lust, noch einmal richtig Gas zu geben», so die Oberländerin. Mit der Internetseite www.buchland.ch eröffnete sie 2002 ihren eigenen Online-Shop. Besorgt einfach jedes Buch Das aufgebaute Geschäft fordert nun Brändlis volle Aufmerksamkeit. Täglich bringen Kuriere neue Lieferungen in ihr Haus in Wald, w0 sie die Bücher entgegennimmt und an ihre Kunden weiterleitet. Aus einem Katalog von über eineinhalb Millionen deutsch- und fremdsprachigen Büchern beschafft sie jeden gesuchten Titel innerhalb kürzester Zeit. Bei anspruchsvollen Fällen, also besonders schwer auffindbaren Büchern, kommen detektivisches Talent und Ausdauer zum Einsatz. Brändli spürt Titel auf, die entweder nicht mehr lieferbar, auf staubigen Regalen vergessen geglaubt oder nur im fernen Ausland geordert werden können. Systematisch klappert sie Suchprogramme ab. Auch wenn sich lange kein Erfolg einstellen will, kommt eine Kapitulation nicht in Frage. Schliesslich haben die vielen wertvollen internationalen Kontakte zu Händlern und Antiquariaten bisher noch jeder Suche zum Erfolg verholfen. «Zugegeben, einige harte Nüsse warten noch darauf, geknackt zu werden. Doch ich bin zuversichtlich», sagt sie selbstbewusst. Einfach nicht «lugg» lassen Unvergessen bleibt ein Buch, welches sie in Indien auftrieb. Es brauchte eine lange, anstrengende Recherche und mehrfaches Nachhaken. «Ich liess einfach nicht locker. Es war ein wahnsinniges Glücksgefühl, das Buch, dessen Lokalisierung derart aufwändig war, endlich hier in der Schweiz zu haben und in eigenen Händen zu halten», berichtet die Buchfahnderin von ihren bisher schwierigsten Fall. «Natürlich war der Kunde sehr dankbar und schätzte meinen Einsatz.» Nicht der Profit, sondern die Freude an der Arbeit ist ihr Antrieb. Brändli hält sich an die Richtpreise, verrechnet also auch für die langwierigste Recherche keinen Aufpreis. Angesichts der geringen Margen im Buchhandel ist das erstaunlich. Das sei dann ihr Problem, meint sie abgeklärt. Schliesslich stünden Passion und Freude an Büchern im Mittelpunkt. Ihr Kundenstamm ist stark durchmischt. Leser jeden Alters finden sich unter den Buchland-Surfern. Manche wohnen wie die Webmasterin im Zürcher Oberland, der Rest stammt aus der ganzen Schweiz. Als sie kürzlich ein Buch nach Visp verschickte, fragte sie sich: «Wie ist der bloss auf mich gekommen?» Die Antwort lautet Mund-zu-Mund-Werbung und einen ihrer beliebten zusätzlichen Services: den Newsletter, mit dem sie monatlich Bücher empfiehlt. Seit sie online ging, haben sich 667 Personen als Abonnenten eingeschrieben. Zahlreiche Rückmeldungen zeigen ihr, dass die Tipps gut ankommen und die nächsten mit Spannung erwartet werden. Davon beflügelt, beackert sie Dutzende Kataloge, die sich auf ihrem Schreibtisch stapeln, sie stöbert in Zeitungen, in Internetbuchhandlungen und hört Radio. «Es ist unumgänglich, Augen und Ohren stets offen zu halten», stellt sie fest. Kataloge im Kopf Gerne spürt Therese Brändli auch Bücher auf, an deren Inhalt oder Titel sich ihre Kunden nur bruchstückhaft erinnnern können. Dabei helfen ihr vier Jahrzehnte, die sie mit Büchern verbracht hat. Meist reichen schon wenige Angaben und die Detektivin evaluiert den gesuchten Titel. Ihre Kunden attestieren ihr darin grosses Geschick. Dennoch soll ein kleiner, unangemeldeter Test ihr Talent unter Beweis stellen. Errät sie anhand weniger Stichworte den populären Titel? Vatikan, Antimaterie, Robert Langdon, Leonardo da Vinci. Bereits beim ersten Begriff hat die Buchhändlerin eine Auswahl vor Augen, beim zweiten weiss sie Bescheid. Richtig! Dan Brown, Illuminati. Test zweifelsfrei bestanden. www.buchland.ch
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