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Ilma
Rakusa hat am 15. November den Schweizer Buchpreis erhalten.
Ich gratuliere herzlich
 
Tagesanzeiger vom 15.
November 2009
Die
fünf nominierten Schriftsteller, die für den Schweizer Buchpreis
2009 vorgeschlagen wurden:
Die Fachjury: Sandra Leis, Martin Zingg, Martin Ebel, Manfred Papst, Hans
Ulrich Probst hat aus 61 eingereichten Titeln fünf nominiert:
"Muster aus Hans" von Eleonore Frey
"Depeschen nach Mailland" von Jürg Laederach
"Flughafenfische" von Angelika Overath
"Mehr Meer" von Ilma Rakusa
"Herr Adamson" von Urs Widmer
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Urs
Widmer, Herr Adamson
Diogenes
Verlag
199 Seiten Fr. 33.10 |
Es
ist Freitag, der 22. Mai 2032. Einen Tag nach seinem vierundneunzigsten
Geburtstag sitzt ein Mann in einem üppig blühenden Garten
- es ist der Paradiesgarten seiner Kindheit -, neben sich einen
Rekorder, und spricht seine Geschichte mit Herrn Adamson auf Band.
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Jürg
Laederach, Depeschen nach Mailland
Suhrkamp
187 Seiten Fr. 31.00 |
Im
Februar 2002 lädt das Schweizer Radio DRS die Autoren Jürg
Laederach und Michel Mettler zu einem Gespräch über Jazz
ein. Ausgehend von dieser Begegnung im Aufnahmestudio entwickelt
sich ein intensiver E-Mail-Diskurs, zunächst über Musik,
dann, von der Tonspur des Lebens abweichend und immer wieder fulminant
zu ihr zurückkehrend, eine laufende Mitschrift des Alltags,
hier ausschließlich aus der Feder von Jürg Laederach,
einem großen Meister der Freisprechprosa. Einmal mehr betört
er mit vokabularischer Brillanz und der frappierenden Winkelschiefe
seiner Art, das zu sehen, was wir, bevor wir ihn lasen, "Wirklichkeit"
nannten.
Ausgewählte Teile dieser Minutenmitschriften Jürg Laederachs
gibt Michel Mettler heraus. Ergebnis ist Depeschen nach Mailland,
ein Stück Stegreifliteratur, dessen improvisatorischer Drive
so mitreißend ist, dass der Leser sich fragt: Warum bloß
ist dies eines der ersten E-Mail-Bücher?
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Ilma
Rakusa, Mehr Meer. Erinnerungspassagen
Droschl
Literaturverlag
352 Seiten Fr. 40.30 |
Eine
Kindheit und Jugend in Mitteleuropa, als dieses Mitteleuropa nach
dem Zweiten Weltkrieg gerade seine politischen und kulturellen Konturen
neu eingeschrieben bekam: Ilma Rakusa geht in ihren Erinnerungen
dem kleinen Mädchen nach, der Tochter eines slowenischen Vaters
und einer ungarischen Mutter, deren Lebensstationen von einer slowakischen
Kleinstadt über Budapest, Ljubljana, Triest nach Zürich
und von da weiter ausgreifend nach Ost und West, nach Leningrad/Petersburg
und Paris reichen.
Die überall Fremde, Nicht-ganz-Zugehörige findet sehr
früh schon ihre Heimat in der Musik, im Klavierspielen, und,
mit der Entdeckung Dostojewskijs, in der Literatur, aber auch in
der Bewegung, im Unterwegssein, im Reisen. Mehr Meer geht weit über
eine Nacherzählung einer Kindheit und Jugend hinaus; es ist
die Beschwörung dessen, was von den vielen Lebensorten und
Begegnungen bleibt: Töne und Klänge, Farben und Stimmungen,
einzelne Szenen und Blitzlichter (»Die Bilder, sage ich, in
Ehren. Aber zuerst kommen die Gerüche.«). In vielen kleinen
Selbstbefragungen, in Dialogen, Gedichten und Erinnerungsbildern
geht Ilma Rakusa ihrer Geschichte auf den Grund: der vom Vater initiierte
ständige Ortswechsel, das Paradies des Meeres und der Küste
in Triest und Grado, erste Küsse, erste Reisen, die Musik und
die Begegnung mit den Ritualen der Ostkirche, die ersten Auslandsjahre
in Paris und im damals noch sowjetischen Leningrad.
Ilma Rakusa nähert sich ihren frühen Jahren äußerst
unsentimental und auch nicht mit dem Eifer der Bekennerin, dafür
mit großer Genauigkeit in einem sehr schwierigen Bereich:
im Atmosphärischen, das sie mit Knappheit und Präzision
erdet. In ihrem Erinnerungsband erstehen die 50er und 60er Jahre
des 20. Jahrhunderts im prismatischen Blick einer außergewöhnlichen
Schriftstellerin, die wie wenige in und zwischen verschiedenen Kulturen
lebt.
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Angelika
Overath, Flughafenfische
Luchterhand
172 Seiten Fr. 31.90 |
In
der Ortlosigkeit eines Flughafens kreuzen sich die Lebenslinien
dreier Menschen. Eine müde Magazinfotografin gerät vor
dem Riffaquarium der Transithalle in den Schwindel fragmentierter
Reisebilder aus Afrika und Asien. Sie findet eine seltsame Nähe
zu dem Mann, der hier die stillen Tiere pflegt wie seine Kinder.
Während sich zwischen den beiden eine verschwiegene Liebe entwickelt,
geht nebenan im Raucherfoyer eine Ehe zu Ende. Variiert werden im
Wendekreis der Fische die Muster von Sehnsucht, Einsamkeit und Paarungen.
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Eleonore
Frey, Muster aus Hans. Ein Bericht
Droschl
Literaturverlag
117 Seiten Fr. 31.50 |
»Hans
ist anders als die anderen. Das sind die anderen auch. Es ist sein
Anderssein, das anders ist.« So steht es am Beginn von Eleonore
Freys Muster aus Hans. Mit denselben Worten wäre auch das ganze
Buch treffend charakterisiert. Jeder Satz, der diesen Eingangssätzen
folgt, hält inhaltlich und stilistisch, was die ersten drei
versprechen.
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Der
2008 erstmals vergebene Preis ging an Rolf Lappert "Nach Hause schwimmen"
OBEN
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