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Der charismatische Kostas Charitos ermittelt in seinem neuen Roman "Die Kinderfrau" in Istanbul. Rolf Wesbonk hat es für Sie gelesen:


Petros Markaris, Die Kinderfrau. Ein Fall für Kostas Charitos Band 6
Diogenes
315 Seiten Fr. 35.90


„Dass Sie dort bleiben, Kostas, bis die Sache aufgeklärt ist.“
„Aber Herr Kriminaldirektor...“
„Hören Sie, ich habe keinerlei Vertrauen zu den Türkenbrüder, und ich weiss nicht, was die hinter unserem Rücken ausbrüten. Stellen Sie sich vor: eine neunzigjährige Mörderin, die obendrein noch Pontusgriechin ist. Aus der kann man alles Mögliche machen, von einer Spionin bis zu einem Opfer der griechischen Politik. Wenn morgen irgendwas schief läuft, schreit die Medienmeute gleich wieder, die Türken hätten uns in die Pfanne gehauen, und ich weiss nicht mehr, wo ich zuerst in Deckung gehen soll. Also will ich, dass Sie bleiben und mich informieren, sobald Sie etwas rauskriegen.“

So befielt Gikas seinem Untergebenen Kostas Charitos, der mit seiner Frau Adriani Urlaub in Istanbul macht. Es geht dabei um Maria, die mittels vergifteter Blätterteigkuchen Leute ermordet, die ihr einst schweres Unrecht zugefügt haben. Der Racheakt begann in Griechenland und setzte sich in Istanbul, wo Maria lange gelebt hatte, fort. Kommissar Charitos begibt sich schweren Herzens auf die Suche nach der alten Frau. Anfänglich hält er sich brav an die Anweisungen seiner türkischen Kollegen, später ergreift er dann entschlossen selbst die Initiative und ermittelt auf eigene Faust.

„Die Kinderfrau“, der neueste Band von Petros Markaris, ist wohl sein persönlichster Roman im Zyklus rund um den charismatischen Kommissar Kostas Charitos. Denn er spielt nicht wie gewohnt in Athen, sondern in Istanbul, der Stadt seiner Jugend. Markaris bringt dem Leser in diesem interessanten und spannenden Plot auf amüsante Art viele der Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Griechen und Türken näher und leuchtet den geschichtlichen Hintergrund aus. Seine ersten Bände wie „Hellas Channel“, „Nachtfalter“ oder „Live“ mögen als Thriller zwar besser zu gefallen, doch „Die Kinderfrau“ ist einer jener Romane, die nicht zuletzt auch den geistigen Horizont des Lesers erweitern.


Petros Markaris
Petros Markaris wurde 1937 in Istanbul geboren. Sein Vater schickte ihn zum Volkswirtschaftstudium nach Wien. Weit weg von zu Hause machte der »Student«, was er wollte: Er begann zu schreiben. Petros Markaris ist Verfasser von Theaterstücken, Schöpfer einer Fernsehserie, Co-Autor des Filmemachers Theo Angelopoulos und Übersetzer von vielen deutschen Dramatikern, u.a. von Brecht und Goethe. Sein Kommissar Kostas Charitos wird oft in einem Atemzug mit Wallander, Montalbano und Brunetti genannt und seine Bücher erscheinen in 14 Sprachen. Petros Markaris lebt in Athen
.

Rolf Wesbonk, Stäfa
r.wesbonk@nzz.ch für Ihre Feedbacks


Rolf Wesbonk (rwe.)
Redaktioneller Mitarbeiter NZZ Sport
Geboren 1942 in Adliswil. Aufgewachsen im Sihltal. Nach der Lehre als Fabrikspengler Weiterbildung an der Abendhandelsschule. Disponent im Anzeigen-Service der NZZ. Von 1980 bis 2002 freier Mitarbeiter. Seither redaktionelles Mitglied im Sport mit dem Schwergewicht Fussball. Autor von drei Kriminalromanen, die in Zürich und Umgebung spielen - mit dem ehemaligen Fussballer Dillmann als Protagonisten.



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Juli 2008: Chris Harrison, Siesta italiana
August 2008: Jeffery Deaver, Die Menschenleserin
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Oktober 2008: Norbert Horst, Sterbezeit
November 2008: Michael Connelly, Kalter Tod
Dezember 2008: Jilliane Hoffman, Vater unser
Januar 2009: Sjöwall/Wahlöö, Die Tote im Götakanal
Februar 2009: Richard Stark, Keiner rennt für immer
April 2009: Esmahan Aykol, Scheidung auf Türkisch
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