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Die
Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die
Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken:
Marianne Künzle, Uns Menschen in den Weg gestreut. Kräuterpfarrer
Johann Künzle 1857 - 1945
Zytglogge Verlag
351 Seiten Fr. 36.00 Info/bestellen
Pflanzenheilkunde - roter Faden in der Gesundheitslehre
" Uns Menschen in den Weg gestreut"– Der neue Roman befasst
sich mit dem Leben und Wirken von Kräuterpfarrer Johann Künzle,
der von 1857-1945 lebte. Die Autorin Marianne Künzle ist trotz Namensgleichheit
nicht mit dem Kräuterpfarrer verwandt.
Die Zeit der Aberkennung von Johann Künzles Heilmethoden
liegt nicht weit zurück. Pensionierte Ärzte in der Ostschweiz
erinnern sich bestimmt noch an die hitzigen Auseinandersetzungen um den
Kräuterpfarrer in Zizers, anlässslich dessen Prüfung zur
Zulassung einer eigenen Praxis. Er bekam den notwendigen Ausweis. Der
Ausdruck ‚Schulmedizin‚ stammt aus jener Zeit der Polarisierung.
Die Gratwanderung auf dieser Ebene geht weiter. Schul- oder Komplementärmedizin
bleiben ein spannendes Thema. Künzle berief sich wohl ab und zu auf
"Paracelsus, den Übervater der Medizin!"
Er war eine hagere, hohe Asketengestalt mit Vollbart. Urwüchsig in
der Erscheinung und urwüchsig im Wort, ein schlichter, frommer, katholischer
Priester, ein echter Landpfarrer, könnte man meinen... Aufgewachsen
war er in einem Bauerndorf in der Nähe von St. Gallen, wo er die
Grundschule besuchte. Nach dem Gymnasium in Einsiedeln studierte er Theologie
und Philosophie im belgischen Leuven. 1881 erhielt er die Priesterweihe
am Priesterseminar St.Georgen SG. Seine Pfarrstellen in Buchs, Herisau
und Wangs waren geprägt durch seine Leidenschaft, sich mit Pflanzen
zu befassen, deren Wirkstoffe zu ergründen sowie seine Rezepturen
bei kranken Menschen in Anwendung zu bringen. Das Wissen über die
Heilkraft von Pflanzen entwickelte er im Laufe seines langen Lebens nicht
um der Gelehrsamkeit willen, sondern um den Menschen zu helfen. Johann
Künzle war ein Freidenker, ein Kämpfer für bessere Lebensumstände
seiner Gemeindeglieder, der Menschheit schlechthin. Sein Gottesbild formte
sich in diese Richtung des Heilens, eben an dem, was um uns und für
uns wächst. Er lernte fortlaufend beim sammeln von Pflanzen in Wald,
Feld und Wiese hinzu, erforschte spezifische Eigenschaften, kombinierte
gedörrte Kräuter zu Teemischungen. Natürlich kam der Pfarrer
durch den Zulauf von Hilfesuchenden aus nah und fern ins
Konkurrenzfeld der gängigen Wissenschaft. Er wurde zur ernsthaften
Konkurrenz der Ärzte. Der bescheidene Handel mit getrockneten Kräutermischungen
begann im kleinen Laden in Wangs und wuchs zum einträglichen Unternehmen.
Die in den Dreissigerjahren gegründete Kräuterpfarrer Künzle
AG wurde 1954 nach Minusio ins Tessin verlegt.
Tenna 13. Mai 2017
David Coulin, Globi in der Bergwelt. Die Berge und ihre Natur
entdecken
Orell Füssli
112 Seiten Fr. 29.90 Info/Bestellen
Globi in der Bergwelt
Die Berge und ihre Natur entdecken – ein Sachbuch und Lesebilderbuch
für Kinder ist neu erschienen. Dass es sich nicht nur um ein Spassbuch
handelt, sieht man auf den ersten Blick. Der Autor David Coulin ist nämlich
ein bekannter Kenner des Bergsportes, der die Materie kennt, weil er selber
viele Touren unternimmt und diese in ansprechenden Bildbänden beschreibt.
In diesem Buch findet Globi den richtigen Weg mit der passenden Ausrüstung,
Vorbereitung, Anfahrt "der Kluge reist im Zuge". Das tönt
alles recht vernünftig, wird aber recht spannend und lustig, denn
Globi geht in Begleitung der Gämse Zima, die sich in die Stadt verirrt
hat, in die Berge. Es geht abenteuerlich zu und her. Es gibt tolle Begegnungen,
die lustig sind und doch Vieles beinhalten, was der Mensch wissen muss,
wenn er in die Berge geht. Begegnungen mit Bergbauern, Alppersonal, Jägern,
Säumern, Soldaten oder Hirten werden geschildert. Es gibt Unwetter
und Gletscherspalten, Hüttenleben und Himmelsbilder. Es kommen verschiedene
Tiere und Pflanzen vor.
Das Buch ist eine anregende Lektüre für Kinder ab dem ersten
Lesealter. Das Thema ist einmalig behandelt und eignet sich auch als Schulstoff.
Fragen in Kästchen machen auf Wichtiges wie auf Unnötiges aufmerksam,
beispielsweise, was man für eine eintägige Tour alles einpacken
soll. Im Anhang sind präzise Antworten, geschichtliche Fakten und
Tipps von Sehenswürdigkeiten für ältere Kinder und Erwachsene
zu finden. Das Buch eignet sich durch die klaren Bildbotschaften auch
gut zum Erzählen. Natürlich ist Globi die Hauptfigur. Der Illustrator
heisst Daniel Müller.
Hinter diesem Projekt steht der Schweizer Alpen-Club SAC. Die Zentralpräsidentin
Francoise Jaquet: "Jawohl, die Berge sind wirklich eine wunderbare
Welt, und Zima beschliesst, dort zu bleiben. Globi seinerseits kehrt in
die Stadt zurück, aber er weiss, dass er zurückkommen und Zima
und den Bergen einen Besuch abstatten wird."
Jolanda Spirig, Sticken und beten. Die Textildynastie Jacob Rohner:
Familie, Firma, Klerus 1873 - 1988
Chronos Verlag
278 Seiten Fr. 38.00 bitte mit Mail bestellen
Sticken und Beten im St. Galler Rheintal
Eine Biografie, die weitgehend unbekannte Seiten der Schweizer Wirtschaftsgeschichte
aufzeigt. Die Autorin Jolanda Spirig recherchierte über die Familien-
und Textildynastie Jacob Rohner.
Josy Geser-Rhoner 1881-1961, die man als Prinzipalin bezeichnete,
ist die Hauptfigur im Buch, das wie ein Roman zu lesen ist. Ihr Vater
Jacob Rohner gründete 1873 das Stickereiunternehmen, das dem Rheintal
120 Jahre lang Arbeit und Verdienst gebracht hatte. Heute ist die Firma
in andern Händen. Die Tradition geht weiter unter dem Namen Forster
Rohner. Zur Ergänzung der Aufzeichnungen kommen auch einige Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu Wort. Es war Paul Geser, der Urenkel des Firmengründers,
welcher der Autorin für die gelungene Aufarbeitung Einblick gewährte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren soziale Netze noch nicht geknüpft.
Die übliche Wohltätigkeit musste die gröbste Armut lindern.
Das war in den meisten Fällen die Aufgabe der Fabrikantengattinnen.
Industrielle legitimierten ihren Reichtum mit "sozialer Mildtätigkeit",
bekämpften jedoch Bestrebungen zur gesetzlichen Verbesserung der
Arbeitsverhältnisse. Ihre Machtposition gegenüber ihren Angestellten
erstreckte sich hin zu politischen und kirchlichen Ämtern. Josy Geser-Rohner
richtete sich in dieser Position dank satter Unternehmensgewinne der Firma
ein, ungeachtet der darbenden Bevölkerung, die 1918 zum landesweiten
Generalstreik aufrief. Eine Prunkvilla wurde in Rebstein gebaut. Die Kinder
bekamen Privatunterricht. In
der Hauskapelle wurde regelmässig eine Messe zelebriert. Die Fabrikantin
war es gewohnt und sorgte selber dafür, dass man sie zuvorkommend
behandelte und ihr die Wünsche von den Lippen ablas. Das Beten wie
kirchliche Feste waren von grosser Wichtigkeit. Bedeutende Spenden flossen
in die katholische Kirche. Auch wenn es Spannungen unter ihren Kindern
und Schwiegerkindern gab, pflegte die Prinzipalin den Mythos der intakten
Familie bis zu ihrem Tod. – Firmen- und Familiengeschichte sind
eng miteinander verknüpft. Die Entwicklung im Stickereigeschäft,
angefangen mit Handstickmaschinen, wird lebendig vor Augen geführt.
Die Zeit der Weltkriege, Glanz- und Krisenzeiten, grosse Reisen per Automobil,
Ferien im eigenen Haus auf der Lenzerheide oder Familienfeste sind in
Text und Bild dokumentiert.
Tenna 20.
April 2017
Elisabeth Bardill
Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur
Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der
Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern
war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner
Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers.
Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre
unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern
Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill
mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch
für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die
„Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber
unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts
von Menschen in Graubünden.
Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen
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