Mein Mann Otto Brändli hat das Buch des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth "Nemesis" gelesen. Er hat mir ganz begeistert davon erzählt, so dass ich ihn gebeten habe, einen Buchtipp zu schreiben - da ist er!

Englische Ausgabe Fr. 22.70
Philip Roth, Nemesis
218 Seiten Fr. 28.90

Habe diesen neuesten Roman des amerikanischen Literaturnobelpreisanwärters soeben in einem Zug, allerdings in der Originalsprache, gelesen. Er beschreibt Newark, den Geburtsort des 1933 geborenen jüdischen Schriftstellers, wo während des zweiten Weltkrieges nicht nur wegen der Kriegsopfer sondern vor allem wegen einer Polio-Epidemie eine gedrückte Stimmung herrschte. Der Roman ist Pflichtlektüre für alle Impfgegner: Er schildert drastisch die schrecklichen Folgen der Kinderlähmung vor der Entdeckung des noch heute verwendeten Impfstoffes durch Jonas Salk im Jahre 1955. Nur wenn sich weiterhin alle Menschen gegen Polio impfen lassen, kann diese Krankheit, welche heute noch in Indien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria endemisch ist, auf der ganzen Welt ausgerottet werden. Mit relativ kleinem Aufwand könnte so verhindert werden, dass immer noch Tausende jedes Jahr aus voller Gesundheit innert Tagen zu Krüppeln werden, wie der junge Sportlehrer Bucky Cantor, die tragische Hauptfigur des Romans.
Ein Gespräch mit dem preisgekrönten Schriftsteller mit einem achtbändigen Werk in der Library of America findet sich auch in der NZZ vom 12.2.2011, Nr.36, Seite 67.

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur/ich_bin_das_gedaechtnis_der_stadt_1.9485528.html

Otto Brändli

Philip Roth
Roth stammt aus einer jüdischen Familie. Seine Großeltern, die aus Osteuropa emigrierten, sprachen Jiddisch. Roth selbst besuchte die jüdische Weequahic High School und studierte 1950-51 an der Rutgers University. 1954 erwarb er an der Bucknell University in Lewisburg/Pennsylvania den B.A. in Englisch, graduierte ein Jahr darauf in Chicago zum M.A. und erhielt die Lehrerlaubnis. 1955-56 diente er in der Armee, anschließend war er von 1956-58 Dozent für Englische Literatur an der University von Chicago. 1959/60 war er Guggenheim-Stipendiat, danach lehrte er bis 1962 an der University of Iowa Creative Writing. Als Writer-in-Residence verbrachte er die Jahre 1962 bis 1980 erst in Princeton, dann an der University of Pennsylvania. Ab 1989 nahm Roth eine Dozententätigkeit für Creative Writing am Hunter College in New York wahr. Roths Ehe mit Margaret Martinson hielt von 1959-63; 1968 starb Martinson bei einem Autounfall. (Biographische Details aus dieser von Anfang an unglücklichen Ehe flossen später in den Roman Mein Leben als Mann] ein.) Von 1975 an lebte er mit Claire Bloom, einer britischen Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle in Charlie Chaplin's Limelight bekannt wurde. 1990 heirateten Roth und Bloom, aber schon 1994 wurde diese Ehe geschieden.

 


Archiv
Januar 2008: Philip Roth, Exit Ghost
Mai 2008: Jeffrey D. Sachs, Wohlstand für viele
Februar 2010: Mona Bodenmann, Mondmilchgubel

April 2010: Colin Beavan, Barfuss in Manhattan

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