Die
Autorin und Journalistin Cornelia Boehler aus Maur hat mir für Sie
einen Teil Ihres Interviews mit Dagmar Schifferli zugesandt. Dieses ist
Teil des neuen Buches "30 Jahre femscript.ch". Vielen Dank.
30 Jahre femscript.ch
Netzwerk schreibender Frauen
Bibliografie 1990-2020 und Portraits von 30 Autorinnen
eFeF Verlag
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30
Jahre femscript.ch Bibliografie und Portraits von 30 Autorinnen
ISBN 978-3-906199-20-7
Dagmar Schifferli: Auszug in Teilen aus Interview von Cornelia Böhler
Das
Jahr 1996 war sicherlich für Dich ein ganz besonderes?
Ja. Mein erstes Buch erschien, der historische Roman über Anna Pestalozzi-Schulthess
und ihr Leben mit Heinrich Pestalozzi. Im selben Jahr veröffentlichte
ich noch zusammen mit Brigitta Klaas Meilier die berührenden Brautbriefe,
die Anna und Heinrich einander vor ihrer Heirat geschrieben haben. Das
Buch trägt den Titel Meine getreue Schulthess, also die Anrede, die
Heinrich Pestalozzi gerne in seinen Briefen verwendete. Um diese beiden
Bücher schreiben zu können, hatte ich im Jahr davor meine Stelle
als Dozentin für Sozialpädagogik gekündigt. Es hat sich
mehr als gelohnt!
Der
Erfolg Deiner Bücher war auch für femscript von Nutzen. Du wolltest
Deine Erfahrungen weitergeben, andere daran teilhaben lassen und hast
daher, wiederum mit Brigitta Klaas Meilier, den ersten «Schreibtisch»
in Zürich gegründet. Wie kam es zu der Bezeichnung?
Wir waren überzeugt, dass dieser Begriff am besten zu dem passt,
was wir vorhatten: die eigenen Texte besprechen, sowie Kriterien für
deren Beurteilung erarbeiten, um sich in der individuellen Schreibarbeit
weiter zu entwickeln. Die Atmosphäre am «Schreibtisch»
war fantastisch! Wir alle waren rundum begeistert, denn so viele von uns
hatten sich genau nach einem solchen literarischen Austausch gesehnt.
Hast
Du denn schon immer schreiben wollen?
Als Dozentin für Sozialpädagogik und später auch für
Gerontologie hat für mich der sprachliche Ausdruck natürlich
immer eine grosse Bedeutung gehabt. Meine frühe Begeisterung für
die Literatur verdanke ich jedoch meiner Mutter, die eine enthusiastische
Vielleserin war.
Nach
den historischen Romanen hast Du Dich vermehrt Gegenwartsthemen zugewandt.
Dein Buch "Leben im Quadrat" hat mir sehr gut gefallen.
Darin wird die Situation einer Frau erzählt, die sich zwischen ihrer
Berufstätigkeit als Dozentin, als pflegende Tochter ihrer alternden
Eltern, als engagierte Grossmutter und zudem Partnerin eines nicht eben
umgänglichen Mannes aus der Enge dieses Quadrats befreien will. Aus
der bedrückenden Situation entsteht ein befreites Leben hoch zwei.
In
Deinem neuesten Roman "Wegen Wersai" hast Du wiederum eine neue
Erzählperspektive gewählt. Er ist aus der Sicht eines zwölf
Jahre alten Mädchens geschrieben, das bei seiner Pflegemutter aufwächst.
Der Roman spielt Mitte der 60er-Jahre in Zürich.
Wichtig ist die politische Dimension, die ich dem Buch verleihen wollte.
Schwarzenbach und seine Anhänger betrieben damals widerlichste ausländerfeindliche
Politik. Das Mädchen Katharina wächst in diesem Klima auf. Die
Eltern, bei denen Katharina die Ferien und auch immer wieder Wochenenden
verbringt, sympathisieren mit Schwarzenbach. Deren rechtsnationales Gedankengut
paart sich auf verheerende Weise mit der Ideologie der Pflegemutter Tantelotte,
die in Deutschland während des Nationalsozialismus aufgewachsen ist
und noch immer der Überzeugung ist, dass der Zweite Weltkrieg nur
die logische Folge des 1919 unterzeichneten Vertrages von Versailles war.
Wegen Versailles kam es zum erneuten Krieg, wegen Wersai wie es Katharina
immer versteht.
Cornelia
Boehler , geb. 1943 in Zürich
Aufgewachsen
im kinderreichen Quartier Friesenberg. Mit vierzehn Tagebuch für
die Jugendseite des Tages-Anzeigers Zürich, Handelsschule, Tätigkeit
im Marketing. Redaktionsmitglied der Gemeindezeitung, Korrespondentin
beim Anzeiger von Uster. Seit 1985 Autorin. Von 1988 bis 2003 Inszenierungen
von Texten mit Gestik und Musik in Kulturcafés, an Ausstellungseröffnungen,
in Clubs und Konzertlokalen in Zürich und Umgebung, Baselland, Bern
sowie in Darmstadt und Giessen/Deutschland.
Cornelia
Boehler
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zu femscript.ch
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Juni
2013: Margarete Mitscherlich, Eine
Liebe zu sich selbst, die glücklich macht
Juli
2013: Schattierungen
von Grau - Hommage an eine Zürcher Persönlichkeit
Oktober
2013: Jorge Amado, Die Werkstatt der Wunder
Dezember
2013: Barbara Traber, Vo
naachem u vo wytem
Silvester
2013: Edna O'Brien, Das Mädchen mit den grünen Augen
März
2014: Barbara
Traber/Jürg Ramseier, Für immer jung und schön
Mai
2014: Kai Strittmatter, Gebrauchsanweisung für Istanbul
Juni
2014: Dagmar Schifferli, Leben im Quadrat
November
2014: Oxana
Khlopina, Moravagine - Blaise Cendrars' Schatten
März 2015: Evelyne Binsack, Expedition Antarctica. 484 Tage bis ans
Ende der Welt
Juli 2015: Johanna Gerber, die Schwestern Löwenherz
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