Persönlicher Tipp von Enrico Danieli, Arzt und Schriftsteller, Zürich

Carlo Levi, Christus kam nur bis Eboli

   
Europa Verlag
285 Seiten gebundene Ausgabe Fr. 40.10

 

 

   
dtv
285 Seiten Taschenbuch - Ausgabe Fr. 17.60

 

" Sono passsati molti anni, pieni di guerra, e di quello che si usa chiamare la Storia. Spinto qua e là alla ventura, non ho potuto finora mantenere la promessa fatta, lasciandoli, ai miei contadini, di tornare fra loro, e non so davvero se e quando potrò mai mantenerla ..."
" ....non siamo cristiani, - essi dicono, - Cristo si è fermato a Eboli."

Es gibt Bücher, die einem ein Leben lang begleiten, für die es sich zu leben lohnt: Carlo Levis Roman "Christus kam nur bis Eboli", geschrieben 1943 - 44, publiziert 1945, gehört zu diesen.
In den Jahren 1935 und 1936 (Italien befindet sich im Abessinienfeldzug) wird der Autor, Arzt, Maler und Antifaschist Carlo Levi wegen seiner Gesinnung nach Gagliano - einem Dorf in der Nähe von Matera - verbannt. Er gehört zu den Konfinierten, die von Mussolini strafversetzt werden, dort ihr Leben unter Aufsicht und schwierigen Bedingungen zu fristen haben. Levi beschreibt nun aus seiner Sicht diese Annäherung an Geisterglaube und selbst der Katholizismus hat es schwer neben der allgegenwärtigen Armut. Levi betritt ein Land des Schweigens, lernt als Fremder urtümliche Sitten kennen, nimmt Teil an der entsetzlichen Armut dieser Bauern, aber auch an der grossen Kultur des Südens. Diese zwei Jahre der Verbannung werden für den Autor zu einer Art Lebensschule: Es ist die feinfühlige, erschütternde, liebevolle Beschreibung eines anderen Lebens, und gleichzeitig die qualvolle Erkenntnis, dass Ausbeutung, Rückständigkeit, Unterdrückung und Unterentwicklung jederzeit möglich waren und weiter möglich sind. Der sozioloigsche Blick des Städters und Intellektuellen ermöglicht die Hintergründe der ländlichen Misere jenseits des technischen Fortschritts zu analysieren. Levi bleibt ein rational denkender Mensch, ein Arzt eben, und damit ist seine Position auch die unsere, die heutige, und er beginnt, und das ist das Eindrücklichste, von dieser irrationalen Welt berührt zu werden, er beginnt zu verstehen und verlernt zu verurteilen. Er wird, obwohl es ihm untersagt ist und er keine medizinischen Hilfsmittel besitzen darf, zu den Kranken gerufen, zu den Hoffnungslosen, den Todkranken, zu den unzähligen Malariapatienten, zu den sterbenden Kindern: Und er geht zu ihnen hin, er findet ihr Vertrauen, denn er versucht zu helfen, wo er nur kann, auch wenn er weiss, dass er, der von seinen Kranken zärtlich Don Carlo genannt wird, medizinisch gesprochen doch gar nicht zu helfenvermag. Eine Solidarität entsteht zwischen dem Verbannten und den Armen: Es sind die berührendsten, die schönsten Momente: "mi par d'essere caduto dal cielo, come una pietra in uno stegno."

Carlo Levi 1902 - 1975 stammt aus einer wohlhabenden Turiner Aerztefamilie. Auch er schliesst das Medizinstudium ab, ist danach tätig als Arzt, Maler und er beteiligt sich an der Widerstandsbewegung. Er verbringt mehrere Jahre im Gefängnis, nach seiner Verbannung wird er 1939 nach Frankreich expatriiert. Er kehrt 1943 nach Italien zurück und arbeitet wieder als Maler, Schriftsteller und als Politiker.

Enrico Danieli, Zürich

Im April 2004 wird das neue Buch von Enrico Danieli erscheinen:

Enrico Danieli, Villa Leon

bitte mit E-Mail bestellen  
Appenzeller Verlag
Fr. 34.--

Das neue Buch von Enrico Danieli handelt von Ausgrenzung, Vorurteilen und dem Leiden der Mittelmässigen. Noel wächst als einziger Sohn einer kleinbürgerlichen Familie wohlbehütet im Zürcher Seefeldquartier auf. Er geht zur Schule, in den Konfirmandenuntericht, auf die Eisbahn, leidet als Pubertierender an seinen lediglich mittelmässigen Talenten in fast allen Bereichen. Da lernt er den Professor kennen, der in die benachbarte Villa eingezogen ist und ihm Nachhilfeunterricht erteilt. Die Beziehung zum geheimnisvollen Erwachsenen lenkt das Leben Noels in neue Bahnen, setzt der Mittelmässigkeit plötzlich Glanzlichter auf, um schliesslich in unerwarteter Dramatik zu enden.



Archiv
Juni 2002 Enrico Danieli
Juli 2002 Bernhard Gurtner
August 2002 Erhard Taverna
September 2002 Hansruedi Gehring
Oktober 2002 Bernhard Gurtner
Januar 2003 Hans-Jakob Schmid
Februar 2003 Alfred Bollinger
März 2003 Bernhard Hess
April 2003 Erhard Taverna
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September 2003 Enrico Danieli

Dezember 2003 Christian Scholz
Januar 2004 Katharina Zaugg
Februar 2004 Werner Müller

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