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Die Autorin und Journalistin Cornelia Boehler aus Maur hat das Buch von Mara Meier für Sie gelesen und besprochen. Vielen Dank.
Viele Frauen
in Vergangenheit und auch immer wieder im Jetzt versuchen sich mittels
Kunst in eine andere Rolle zu schieben, ihrem Leben eine andere Richtung
zu geben indem sie sich ernsthaft der Kunst widmen. Immer mehr sichtbar
werden Frauen in künstlerischen Berufen. Mara Meier gibt einer solchen
Frau aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts Platz, indem sie ihr Leben auch
mit Kunst, dem Schreiben, zusammenfasst. Dies ist auf eindrückliche
Art gelungen, der Roman ist nicht nur spannend, sondern umfasst auch eine
wichtige Zeit, als ein Kreis von Frauen sich über die Damen-Akademie
des Künstlerinnenvereins in München emanzipierten und die Phalanx
der erfolgreichen Maler durchbrachen. Ab nach München! war kurz nach
der Jahrhundertwende der Slogan der Frauen, die ernsthaft den Beruf der
Malerin ergreifen wollten. Die Frauen zog es hinaus aus der begrenzten
Welt des Biedermeier in ein kleines Dachzimmer um bei den Lehrern Angelo
Jank, Adolf Hölzel und anderen sich im Malen weiterzubilden. Dort
begegneten sie anderen Malerinnen und neuen Ideen, widmeten sich täglich
dem Skizzieren und Malen im Freien, liessen sich von Hauswirtinnen verpflegen,
frequentierten abends Gasthäuser und Künstlerkneipen. Für
Monate oder Jahre liessen sie die Pflichten einer Dame hinter sich. Amanda
Tröndle-Engel hatte in Solothurn Malunterricht gegeben, war als Ehefrau
eines Oberrichters gewohnt im Singkreis und als Vorsteherin eines grossen
Hauses zu wirken, sie war talentiert, in Gesang und Malerei gefördert.
Inspiriert von der Weltausstellung 1900 in Paris und später gezwungen
vom Schicksal hatte sie mit Vierzig eine feste Stellung in der Gesellschaft.
Wie es ihr gelang mit Mut ihr Talent weiterzuentwickeln wird in diesem
Roman bildhaft geschildet. Die Autorin Mara Meier ist selbst Malerin und
Zeichnerin und beschreibt die künstlerischen und persönlichen
Kämpfe der Protagonistin mit viel Einfühlungsvermögen.
Schon das Titelbild des Buches zieht einem in Bann: das Selbstbildnis
der in die Moderne aufbrechenden Malerin Amanda Tröndle-Engel. Cornelia
Böhler
4. Mai 2022
Cornelia Boehler , geb. 1943 in Zürich Aufgewachsen
im kinderreichen Quartier Friesenberg. Mit vierzehn Tagebuch für
die Jugendseite des Tages-Anzeigers Zürich, Handelsschule, Tätigkeit
im Marketing. Redaktionsmitglied der Gemeindezeitung, Korrespondentin
beim Anzeiger von Uster. Seit 1985 Autorin. Von 1988 bis 2003 Inszenierungen
von Texten mit Gestik und Musik in Kulturcafés, an Ausstellungseröffnungen,
in Clubs und Konzertlokalen in Zürich und Umgebung, Baselland, Bern
sowie in Darmstadt und Giessen/Deutschland. Archiv |