Die
Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die
Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken: Therese Bichsels neuer Roman «Überleben am Red River» ist am Anfang des 19. Jahrhunderts angesiedelt. Die Autorin sammelte Fakten aus Briefen und Zeitungsartikeln über eine wahre Geschichte. Dazu fand sie Zeichnungen von Peter Rindisbacher, der die Stationen der Auswanderung in Bildern festhielt. «Die Hungersnot in der Schweiz haben wir überlebt, danach den Sturm auf dem Meer, das Tragen der Kanus und Kisten, die Fahrt über Stromschnellen, den ersten härtesten Winter am Red River, den fürchterlichen Schneesturm letzten Januar, die Überschwemmung im Mai und den endlosen Treck bis zum Lake Traverse und weiter nach Fort Snelling.» Die Geschichte wird aus der Sicht der Geschwister Rindisbacher erzählt. Die geschilderte Reise aus der Schweiz nach dem fernen Kanada ist aktuell. Der verschuldete Berner Hauptmann von May wurde wegen Geldnot zum Schlepper, zum Vermittler von neuen Siedlerfamilien in ein Gebiet, das er über alle Masse lobte. Durch Fehlinformationen wurden ganze Familien ins nackte Elend geschickt. Es war im Jahr 1821, als in der Schweiz weitherum Hunger und Armut herrschten. Die Gesellschaft war patriarchalisch eingestellt, Männer entschieden sich für die Auswanderung. Die Reise für Familie Rindisbacher war schon von Bern bis Kaiseraugst, wo sie auf andere Auswanderer stiess, ein Abenteuer. Ins Ungewisse zu reisen hat auch mit Hoffnung auf ein besseres Leben zu tun. Familie Rindisbacher
kommt im Spätherbst in der Kolonie Fort Douglas an, wo sie den Palisadenzaun
und dahinter ein Haus mit offenem Dach wahrnimmt. Um im Haus eines ledigen
Soldaten unterzukommen, muss sich die zwanzigjährige Tochter verheiraten
lassen. «Wer kann schon auf Glück zählen? Manchmal folgen
aber nach schweren Zeiten leichtere Zeiten.» - Die Siedlerfamilien
zerstreuten sich nach und nach, da oder dorthin in der ‘Neuen Welt’.
Viele fanden ihren Platz, andere starben an Erschöpfung oder blieben
verschollen. Ihre Nachkommen erinnern sich, heben Dokumente auf und erzählen
die Geschichten ihrer Stammfamilien weiter. Tenna, 23. Juli 2018 Elisabeth
Bardill
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