Einen weiteren Buchtipp meines Mannes:

Der Vater, Robert Skidlesky (1939) ist renommierter Wirtschaftswissenschaftler, der Sohn, Eduard Skidelsky Philosoph. Gemeinsam haben sie ein Buch über den Wachstums-Wahn und seine Folgen geschrieben.


Robert Skidelsky/Edard Skidelsky, Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens
Kunstmann Verlag

319 Seiten Fr. 31.90


Otto’s Buchtipp

Robert& Edward Skidelsky’s soeben auf Deutsch erschienenes Buch von 300 Seiten: „Wie viel ist genug? -vom Wachstumswahn zu einer Oekonomie des guten Lebens“ verdient breit gelesen zu werden. Vater Robert ist Wirtschaftswissenschafter in England, sein Sohn Edward Philosophieprofessor.
Ihr Versuch einer kollektiven Vision vom Geld und vom „guten Leben“ ist heute dringender denn je. Wir hier in der Schweiz müssen uns ja bekanntlich zu Abzocker-, Bonzensteuer-, 1:12- und Erbschaftssteuer- Initiativen als Stimmbürger eine Meinung bilden.
Die modernen Wirtschaftswissenschafter (auch hier an der Hochschule St. Gallen) betrachten Reichtum und die Gier danach offenbar als das höchste Gut, wichtiger als „das grösste Glück der grössten Zahl“, wichtiger als die Befriedigung der existentiellen Bedürfnisse aller Mitmenschen. Wirtschaftswachstum ohne Schranken, Deregulationen und Steuersenkungen, haben seit der Oelpreisexplosion von 1973, nach Thatcher 1979 und Reagan 1980 überall zu immer grösseren Einkommensunterschieden geführt. Nach dem Fall des Kommunismus 1989/91 ist keine Gegenregulation für ungebremsten Kapitalismus mehr vorhanden.
Erste Pflicht des Staates sollte es aber sein, die materiellen Bedingungen und Grundbedürfnisse eines guten Lebens für alle zu schaffen, nicht mehr BSP (Bruttosozialprodukt), sondern BNG (Bruttonationalglück, möglichst viel Glück für alle) zu schaffen. Das höchste Gut sei aber nicht das „Glück“ allein, welches eigentlich erst in der Rückschau auf ein gutes Leben, kurz vor dem eigenen Tod, so richtig erkennbar werde, sondern die „7 Basisgüter“: Gesundheit (nicht nur Langlebigkeit), Sicherheit, Respekt, Persönlichkeit (aufgrund von persönlichem Freiraum und Besitz, in Form von weit verbreitetem Privateigentum), Harmonie mit der Natur (zum Beispiel Einkaufen auf Bauernmärkten), Freundschaft(en) und Musse (verstanden als etwas seiner selbst willen tun zu können und nicht nur zum Broterwerb, wie zum Beispiel die Japaner zur Edo-Zeit).
Ich würde hier persönlich noch dazu fügen, dass Enkel zu haben das grösste Glück sei!

Otto Brändli

 


Robert Skidelsky wurde 1939 in Harbin, China, als Sohn russischstämmiger Auswanderer geboren; sein Vater betrieb eine Kohlenmine. Mehrmals verlor die Familie ihr Vermögen, zuletzt bei Maos Machtübernahme. Robert Skidelsky studierte Geschichte in Oxford und lehrte als Professor für politische Ökonomie an der Universität Warwick, England. Berühmt wurde er durch seine dreibändige Keynes-Biografie.
Weitere Bücher von Robert Skidelsky


Sohn Edward Skidelsky lehrt als Philosophieprofessor an der Universität Exeter und schreibt regelmäßig in New Statesman, Telegraph und Spectator zu Themen der Philosophie, Religion und Geistesgeschichte.


 



Archiv
Januar 2008: Philip Roth, Exit Ghost
Mai 2008: Jeffrey D. Sachs, Wohlstand für viele
Februar 2010: Mona Bodenmann, Mondmilchgubel

April 2010: Colin Beavan, Barfuss in Manhattan
März 2011: Philip Roth, Nemesis
August 2011: Urs Faes, Paarbildung
November 2011: Jeffrey Sachs, the price of civilization
Juli 2012: Adam Zamoyski, 1812
November 2012: Florian Illies, 1913. Der Sommer des Jahrhunderts

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