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Die
Autorin und Journalistin Cornelia Boehler aus Maur hat das neue Buch von
Dagmar Schifferli für Sie gelesen und hier besprochen.
Vielen Dank.

Dagmar
Schifferli, Auch Fische können ertrinken
Nagel & Kimche Verlag
208 Seiten Fr. 33.50
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In einem rasanten
Aufschwung kommt gleich die ganze Geschichte auf der ersten Seite kurz
umrissen daher, doch sie wird uns beschäftigen, denn es geht um eine
Ärztin, die sich krank fühlt und ausgepowert. Sie will herausfinden,
um was für eine körperliche - oder doch auch seelische - Krankheit
es geht. Eine Ärztin kann sich ja selber heilen, oder nicht? Sie
geht nach D. um sich zu erholen, wir erkennen in diesem D. sofort den
Ort, an dem Lungenkranke Besserung finden sollen und der historisch eine
Rolle spielte, hier setzt auch der erste Bezug zur Schriftsteller-Grossfigur
ein, Thomas Mann. In einer prägnanten Ich-Sprache prüft unsere
Ärztin sich selber, fragt sich nach und nach durch ihr ganzes Leben
hindurch, das schon in der Kindheit mit einer Belastung beginnt. Doch
nun in reifen Jahren sollte dies doch zu bewältigen sein! Halt, dies
ist ein Denkfehler: was wir in unserer Kindheit erleben, prägt uns
und will wieder und wieder auf gewisse Weise unsere Gefühls- und
Gedankenwelt beschäftigen, ja es kann zum körperlichen Schmerz
werden. Wie die Protagonistin damit umgeht ist deshalb interessant, weil
es nicht weinerlich klingt, sondern durchsetzt ist von viel Anteilnahme
am Geschehen des Dorfes, früher und heute, diesem Refugium D. Kleine
und grosse Figuren tauchen auf, die Erzählerin wird zusehends ruhiger,
ob es ganz helfen wird, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen,
der persönlichen und politischen ist noch nicht klar, und so verfolgen
wir mit grossem Interesse den Selbstfindungsprozess. Wir werden auch noch
entführt in eine Weltstadt, in das Reich der Musik, in grosse und
kleine Touren, die uns ablenken, so wie es ganz normal bei Menschen passiert
und doch nie so ganz von einer grossen Frage uns entfernt. Für mich
persönlich ziehe ich den Schluss, dass die grossartige, unsere nahe
Bergwelt an und für sich schon heilend wirkt, in den banalen, doch
richtig in die Tiefe gehenden Schilderungen der Landschaft, deren Gerüchen,
des so schweizerischen Postautos erkenne ich eine Metapher, die uns im
Leben helfen kann.
Cornelia Böhler
Dagmar
Schifferli
Dagmar Schifferli wurde 1951 in Zürich geboren. Sie studierte Sozialpädagogik,
Psychologie sowie Gerontologie und war viele Jahre als Dozentin in diesen
Fachgebieten tätig. Seit 1996 veröffentlicht sie Romane, Erzählungen
und Essays, darunter Anna Pestalozzi-Schulthess. Ihr Leben mit Heinrich
Pestalozzi, das ihr große Anerkennung einbrachte. Es folgten Wiborada,
Verwandte Gefühle, Leben im Quadrat sowie Wegen Wersai und Meinetwegen.
Cornelia
Boehler, geb. 1943 in Zürich
Aufgewachsen
im kinderreichen Quartier Friesenberg. Mit vierzehn Tagebuch für
die Jugendseite des Tages-Anzeigers Zürich, Handelsschule, Tätigkeit
im Marketing. Redaktionsmitglied der Gemeindezeitung, Korrespondentin
beim Anzeiger von Uster. Seit 1985 Autorin. Von 1988 bis 2003 Inszenierungen
von Texten mit Gestik und Musik in Kulturcafés, an Ausstellungseröffnungen,
in Clubs und Konzertlokalen in Zürich und Umgebung, Baselland, Bern
sowie in Darmstadt und Giessen/Deutschland.
Cornelia
Boehler
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