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Die Autorin und Journalistin Cornelia Boehler aus Maur hat das Buch von Miriam Veya für Sie gelesen und hier besprochen. Vielen Dank.
Die weiteren subtilen Schilderungen von einer noch jungen Frau, die als Josephine Wyss vorgestellt wird, führen zurück in die Zeit der künstlerischen Freiheit von 1916 des Cabaret Voltaire. Hier stutze ich als Rezensentin, ist das nicht ein Fehler, von der ‹unmöglichen Vorkriegsmode› zu erzählen? Ja klar, es ordnet ein in die Zeit der langen Röcke, des Korsetts und der kleinen Hüte mit Schleier, diese Erzählung ist gut, doch Vorkriegsmode ist ein Rückschluss, für die Protagonistin noch nicht möglich. Der weitere Verlauf der sich immer mehr zuspitzenden Ereignisse ist hingegen sehr flüssig und detailliert erzählt, für Lesende ist Neugier, Mitgefühl oder auch kleiner Ärger über die Sturheit der Josephine eine wechselnde Einstellung. Was treibt diese selbsternannte Detektivin an? Woher kommt sie und wohin geht sie? Die Millieuschilderungen aus den verschiedenen Quartieren der Stadt Zürich sind gut gelungen und bereiten auf unerwartete Wendungen der Ereignisse vor. Alles kommt vor, was damals gerade geschehen konnte in einer belebten Stadt, im Niederdorf am besten zu spüren. Die sogenannte Meierei war die gemütliche Gaststube im Haus des Cabarets, die zu jeder Tageszeit geöffnet war, sie gehört hier einem mächtigen Wirt. Der Saal wo Theater und Cabaret stattfand ist heute wieder genutzt, die Bar hat sich verkleinert doch die Wände erinnern noch immer an die lebendige Zeit von damals. Laut Kurzbeschreibung in der Online-Enzyklopädie Wikipedia, ist der Ort ist immer noch verbunden mit dem künstlerischen Widerstand. Josephine Wyss ist auf der Suche nach dem Schicksal von zwei Frauen, die eine ist Tänzerin im Cabaret, später kommt noch die eigene Freundin hinzu, die das Geschehen dramatisiert, weil auch sie nicht mehr auffindbar ist. Die Autorin
weiss ein Frauenleben von damals gut nachzuzeichnen, die Berufung der
Detektivin ist eigentlich erst die Vorstufe zur Entwicklung der damaligen
Verdienstmöglichkeiten von Frauen. Den Mut, den es braucht, eigene
Ansichten zu verfolgen, war damals schon hoch, hat sich heute nur verlagert.
Ist dies ein feministisches Buch? Ich würde sagen mit Einschränkungen,
es ist vor allem ein glänzendes Stück spannender Roman, mit
vielen Details.
Cornelia
Boehler , geb. 1943 in Zürich Archiv |