Persönlicher Tipp von Martin Müller, Zürich - Autor und Inhaber des Büros "Buchprojekte und Texte"

Thomas Lackmann, Das Glück der Mendelssohns. Geschichte einer deutschen Familie
 
Aufbau Verlag 2005
576 Seiten Fr. 47.90
 

Familiengeschichten sind beliebt, wie viele Beispiele aus Film und Fernsehen zeigen. Denn der Blick auf ein ganzes Panorama von Personen ist oft spannender als auf eine Einzelperson, wie sie in herkömmlichen Biographien beschrieben wird. Wenn zudem von einer Familie über mehrere Generationen erzählt wird, ergeben sich kultur- und sozialgeschichtliche Einblicke von hohem Reiz. Im Fall der Mendelssohns in Thomas Lackmanns ausgezeichneter, liebevoller Darstellung kommt ein Stück Emanzipationsgeschichte hinzu. Denn der Stammvater der berühmt gewordenen Dynastie, Moses Mendelssohn, musste als Jude erst einmal eine Stellung in der damaligen intoleranten Gesellschaft erkämpfen. Als bedeutendem philosophischen Schriftsteller der deutschen Aufklärung gelang ihm dies gegen alle Widerstände, doch er ist nicht nur dadurch bekannt geworden, sondern vor allem als Freund von Lessing und Vorbild zu "Nathan dem Weisen“. Ein erster Schritt der Mendelssohns in die maßgeblichen Kreise war damit getan. Moses’ auch wirtschaftlich arrivierter Sohn Abraham, Bankier von Beruf, pflegte später von sich zu sagen: "Früher war ich der Sohn meines Vaters, jetzt bin ich der Vater meines Sohnes“: gemeint sein Sohn Felix, der Komponist, Pianist und Dirigent – nach Mozart das wohl bekannteste Wunderkind der Musikgeschichte. Ihm ist ein wichtiger Teil des Buches gewidmet, aber auch seiner nicht weniger begabten Schwester Fanny, in deren Schicksal sich ein weiteres Kapitel Emanzipationsgeschichte spiegelt: diejenige der Frau. Denn Fanny war nicht nur eine vortreffliche Klaviervirtuosin, sondern auch eine eigenständige Komponistin – durchaus ungewöhnlich in damaligen Zeiten. Sogar ihrem Bruder Felix, mit dem sie im übrigen innig verbunden war, machte die Vorstellung Mühe, seine Schwester bewege sich in einer "Männerdomäne“, und so gab er bei Drucklegung seiner Lieder op. 8 und 9 sechs Vertonungen der Schwester als die eigenen aus … Dies sind musikgeschichtliche Einzelheiten aus dieser höchst lesenswerten "Geschichte einer deutschen Familie“. Zu ihren Verdiensten zählt auch die Tatsache, dass der Autor die wirtschaftlichen Aktivitäten der späteren Generationen bis ins 20. Jahrhundert verfolgt und etwa im Kapitel "Die Mendelssohns im Dritten Reich“ detailliert schildert, wie die Deutsche Bank das Bankhaus Mendelssohn übernahm oder wie respektlos das Nazi-Regime mit der Ausgabe von Moses Mendelssohns Schriften umging. – Thomas Lackmanns Buch, welches fünf Generationen der Familie vorstellt, ist eine spannende Lektüre für alle, die sich für zweihundert bewegte Jahre deutscher Kultur- und Wirtschaftsgeschichte interessieren und an Schicksalen und Lebensläufen einer großen Familie Anteil nehmen möchten.
Martin Müller

Martin Müller, Goethes merkwürdige Wörter. Ein Lexikon

 
Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2.Auflage 2006
224 Seiten Fr. 25.90
Das Lexikon "übersetzt" und erklärt durch Originalzitate dem Goethe-Liebhaber mehr als 1000 Wörter aus Goethes Wortschatz bis hin zu besonders seltenen, eigentümlichen und unerwarteten Prägungen - ein unentbehrliches Nachschlagewerk für alle, die die klassischen Texte richtig verstehen oder einfach nur einen Spaziergang durch ein Wörter-Museum des 18. Jahrhunderts unternehmen möchten.

Ernst Halter/Martin Müller, der Weltuntergang

nur noch antiquarisch erhältlich - ich kann es für Sie suchen  

Offizin Verlag Zürich 1999
 

Martin Müller, Unheimlich gemütliche Weihnacht. Weihnachtliche Geschichten
aus der Schweiz

erscheint im Oktober 2006  
dtv
256 Seiten Fr. 14.10
 

Martin Müller, Das Schlaraffenland. Der Traum von Faulheit und Müssigang.
Eine Text-Bild-Dokumentation

nur noch antiquarisch erhältlich - ich kann es für Sie suchen  

Christian Brandstätter Verlag 1984
 
2007 wird ein weiteres Buch von Martin Müller erscheinen: Personenlexikon zu Gottfried Kellers Leben und Werk


Archiv
Juni 2002 Enrico Danieli
Juli 2002 Bernhard Gurtner
August 2002 Erhard Taverna
September 2002 Hansruedi Gehring
Oktober 2002 Bernhard Gurtner
Januar 2003 Hans-Jakob Schmid
Februar 2003 Alfred Bollinger
März 2003 Bernhard Hess
April 2003 Erhard Taverna
Mai 2003 Jürg Steiner
September 2003 Enrico Danieli

Dezember 2003 Christian Scholz
Januar 2004 Katharina Zaugg
Februar 2004 Werner Müller

März 2004 Enrico Danieli
April 2004 Kurt Jenny
Dezember 2005 Bärbel Schnegg



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