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Rolf
Wesbonk hat für Sie einen Krimi gelesen, der in Australien spielt
und die Detektivin Dusty Buchanon ist die Hauptperson dieses Buches:
Phillip
Gwynne, Vor dem Regen
Blanvalet
Taschenbuch Nr. 37427
383 Seiten Fr. 16.90
"Vor dem Regen" - ein Krimivergnügen
aus Australien
Für Detective Dusty Buchanon aus Darwin (Australien) beginnt der
Tag miserabel. Zuerst wirft sie - nach einem nervigen Telefon mit ihrer
Mutter - ihr Handy wütend in die Hängematte, von wo es nach
einem Eineinviertel-Salto im Swimmingpool landet und dort im Wirbel der
blauen Tentakel des preisgekrönten Poolreinigers verschwindet. Später
- während des Morgenlaufs am Strand - wird sie Zeugin einer versuchten
Vergewaltigung und kann durch beherztes Eingreifen das Schlimmste verhindern.
Am Arbeitsplatz, im Polizeipräsidium, bekommt sie von der Vorgesetzten
schliesslich den nicht sehr aufbauenden Bescheid, dass ihr ein Mordfall,
an dem sie sich bisher vergeblich die Zähne ausgebissen hat, entzogen
wird.
Gewissermassen als "Ersatz" darf die 33-Jährige an einen
Tatort, wo angeblich eine weibliche Leiche in einem sumpfigen Tümpel
liegen soll. Doch als Dusty mit der Spurensicherung ankommt, fehlt von
der Leiche jede Spur. Dass dies ausgerechnet während dem Build-Up,
dem "Anlauf" zur Regenzeit passiert, macht den Tag auch nicht
besser. Es ist dies eine Periode im Norden Australiens, in der die Luft
nicht einfach Luft ist. Sondern die Luftmasse ist dann aufgeladen mit
einer fürchterlichen Hitze und einer enormen Luftfeuchtigkeit. Dadurch
bekommt sie geradezu eine physische Präsenz, eine richtige Substanz.
Man bewegt sich nicht darin, sondern läuft dagegen an.
Mit "Vor dem Regen" ist Phillip Gwynne ein herrlicher Krimi
gelungen. Es ist ein Roman über Vietnamveteranen, gestrandete Rucksacktouristen,
asiatische Einwanderer, Prostitution und Drogensumpf. Der Ozean flimmert
in Sichtweite, aber in dieser Jahreszeit ist an ein reinigendes, erfrischendes
Bad nicht zu denken. Zudem lauern Würfelquallen auf einen tödlichen
Stich. In dieser schwülen, aufgeheizten Atmosphäre tastet sich
Dusty Buchanon mühsam durch alle Widrigkeiten und macht - einsetzender
Kritik sowie einer beruflichen Zurückstufung zum Trotz -durchaus
Fortschritte in ihren Ermittlungen. Mit trockenem Humor gesegnet, bewegt
sich die junge Frau in einer mehrheitlich von Männern beherrschten
Welt mit Bravour, und man folgt dem Treiben der Detektivin mit riesigem
Vergnügen.
Der Autor Phillip Gwynne, 1958 in Melbourne geboren, kann auf ein vielseitiges
Leben zurückschauen. Er war in jungen Jahren Profi-Footballspieler,
begann ein Studium der Meeresbiologie, trieb sich im Amazonas herum, trekkte
am Mount Everest, war Lehrer in Thailand, Programmierer in Europa und
Südamerika. Schliesslich liess er sich wieder in Australien nieder,
gründete eine Familie und schrieb Gutenachtgeschichten für seinen
Sohn. Was die Schriftstellerkarriere in Schwung brachte. "Vor dem
Regen" ist der erste Roman von Gwynne. Die Ausrichtung der Geschichte
rund um Dusty Buchanon lässt darauf schliessen, dass weitere Bände
von der Northern Territory Police Force bald folgen werden.
Rolf
Wesbonk, Stäfa
r.wesbonk@gmail.com
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Rolf Wesbonk (rwe.)
Redaktioneller Mitarbeiter NZZ Sport
Geboren 1942 in Adliswil. Aufgewachsen im Sihltal. Nach der Lehre als
Fabrikspengler Weiterbildung an der Abendhandelsschule. Disponent im Anzeigen-Service
der NZZ. Von 1980 bis 2002 freier Mitarbeiter. Seither redaktionelles
Mitglied im Sport mit dem Schwergewicht Fussball. Autor von drei Kriminalromanen,
die in Zürich und Umgebung spielen - mit dem ehemaligen Fussballer
Dillmann als Protagonisten.
Archiv
März 2008: Gianrico Carofiglio, Das
Gesetz der Ehre
Juli 2008: Chris Harrison, Siesta italiana
August 2008: Jeffery Deaver, Die Menschenleserin
September 2008: John Harvey, Schlaf
nicht zu lange
Oktober 2008: Norbert Horst, Sterbezeit
November 2008: Michael Connelly, Kalter
Tod
Dezember 2008: Jilliane
Hoffman, Vater unser
Januar 2009: Sjöwall/Wahlöö,
Die Tote im Götakanal
Februar 2009: Richard Stark, Keiner rennt
für immer
April 2009: Esmahan Aykol, Scheidung auf
Türkisch
Mai 2009: Raymond Chandler, Der lange Abschied
Juni 2009: Petros Markaris, Die Kinderfrau
Juli 2009: Carl Hiaasen, Sumpfblüten
August 2009: Jan C. Wagner, Im Winter
der Löwen
September 2009: Peter Robinson, Verhängnisvolles
Schweigen
November 2009: David Peace, Tokio im
Jahre Null
Dezember 2009: Christiane Ritter, Eine
Frau erlebt die Polarnacht
Februar 2010: James Sallis, Dunkle Schuld
März 2010: Don Winslow, Frankie Machine
April 2010: Helen Tursten, Die Tote im
Keller
Juli 2010: Ferenc
Máté, Die Hügel der Toskana. Mein neues Leben in einem
alten Land
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