Persönlicher Tipp von Bernadette Reichlin, Redaktorin der Zürcher Landzeitung:

Krimis mit Lokalkolorit boomen. Sei das nun eine Tierärztin aus dem Luzerner Seetal, die tief in die Container der Kadaversammelstelle taucht, oder ein Zürcher Beamter, der mit sehr viel Detailwissen gewissermassen direkt aus einem Büro der Stadtpolizei berichtet.

Michael Herzig, Saubere Wäsche

 
Grafit Verlag
282 Seiten Fr. 17.80
 

Dort sitzt Johanna di Napoli, die eigensinnige Kriminalbeamtin, die von ihrer Chefin gern auch mal den Medien präsentiert wird - als Quotenfrau. Es geht um einen Doppelmord in einer Wäscherei und um die Vergewaltigung einer dominikanischen Prostituierten. Micheal Herzig weiss die Fäden fein zu spinnen, gibt seinen Akteuren Profil, Wärme und einen Hintergrund. Johanna zum Beispiel. Die Vorzeigekommissarin ist attraktiv, eigensinnig, authentisch, eine Frau mit Wünschen und Träumen und, das vor allem, dem festen Willen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Und die Männer sind richtige Männer, solche, die eine Frau zwar sehr bewusst wahrnehmen, ihr aber doch mal das letzte Wort gönnen.
Das alles wird mit einem leicht ironischen Unterton serviert und, was gar nicht selbstverständlich ist in einem Erstlingskrimi, in einer schönen, auch von der Syntax her makellosen und schnörkellosen Sprache.

Katharina Huter, Spuren ins Seetal

bitte mit Mail bestellen  
Orte Verlag
156 Seiten Fr. 26.--
 

Katharina Huter spürt in ihrem zweiten Krimi "Spuren ins Seetal" ebensolchen Spuren nach, die allerdings weit über ihren Wirkungskreis als Tierärztin hinaus führen, bis nach Norwegen. Dieses Land kennt die Veterinärmedizinerin von entsprechenden Praktikas. Diese Dunkelheit, das Schneetreiben und die beissende Kälte. Und die warmherzigen Menschen und den wärmenden Aquavit. Und die Landschaft: "Die zahlreichen schneebedeckten Holmen, kleine Inseln, ausserhalb der Bucht sahen aus wie Schlagrahmtupfern auf einem Teich voll von schwarzem Kaffee."

Poesie hat in Huters Kriminalroman ansonsten aber keinen Platz. Da geht es um einen Mordfall, bei dem die Leichenteile, einzeln in Tierkadaver eingenäht, entsorgt wurden. Und der einen zweiten Mord nach sich zieht. Huter zeichnet die Personen mit wenigen, klaren Strichen und bringt ihren Plot zu einem, zwar überraschenden, aber schlüssigen Ende. Eine gute Geschichte, die da in der heilen, ländlichen Welt zwischen Hitzkirch und Müswangen mit einer Art liebevollem Augenzwinkern erzählt wird.

 

 

Archiv
Juni 2002 Enrico Danieli
Juli 2002 Bernhard Gurtner
August 2002 Erhard Taverna
September 2002 Hansruedi Gehring
Oktober 2002 Bernhard Gurtner
Januar 2003 Hans-Jakob Schmid
Februar 2003 Alfred Bollinger
März 2003 Bernhard Hess
April 2003 Erhard Taverna
Mai 2003 Jürg Steiner
September 2003 Enrico Danieli

Dezember 2003 Christian Scholz
Januar 2004 Katharina Zaugg
Februar 2004 Werner Müller

März 2004 Enrico Danieli
April 2004 Kurt Jenny
Dezember 2005 Bärbel Schnegg
Februar 2006 Martin Müller
Oktober 2006 Michael Ritter, Wien
August 2007 Michael Ritter, Wien


OBEN