Persönlicher Tipp von Bernadette Reichlin, Redaktorin der Zürcher Landzeitung: Krimis mit Lokalkolorit boomen. Sei das nun eine Tierärztin aus dem Luzerner Seetal, die tief in die Container der Kadaversammelstelle taucht, oder ein Zürcher Beamter, der mit sehr viel Detailwissen gewissermassen direkt aus einem Büro der Stadtpolizei berichtet.
Dort
sitzt Johanna di Napoli, die eigensinnige Kriminalbeamtin, die von ihrer
Chefin gern auch mal den Medien präsentiert wird - als Quotenfrau.
Es geht um einen Doppelmord in einer Wäscherei und um die Vergewaltigung
einer dominikanischen Prostituierten. Micheal Herzig weiss die Fäden
fein zu spinnen, gibt seinen Akteuren Profil, Wärme und einen Hintergrund.
Johanna zum Beispiel. Die Vorzeigekommissarin ist attraktiv, eigensinnig,
authentisch, eine Frau mit Wünschen und Träumen und, das vor
allem, dem festen Willen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Und die Männer sind richtige Männer, solche, die eine Frau zwar
sehr bewusst wahrnehmen, ihr aber doch mal das letzte Wort gönnen.
Katharina Huter spürt in ihrem zweiten Krimi "Spuren ins Seetal" ebensolchen Spuren nach, die allerdings weit über ihren Wirkungskreis als Tierärztin hinaus führen, bis nach Norwegen. Dieses Land kennt die Veterinärmedizinerin von entsprechenden Praktikas. Diese Dunkelheit, das Schneetreiben und die beissende Kälte. Und die warmherzigen Menschen und den wärmenden Aquavit. Und die Landschaft: "Die zahlreichen schneebedeckten Holmen, kleine Inseln, ausserhalb der Bucht sahen aus wie Schlagrahmtupfern auf einem Teich voll von schwarzem Kaffee." Poesie
hat in Huters Kriminalroman ansonsten aber keinen Platz. Da geht es um
einen Mordfall, bei dem die Leichenteile, einzeln in Tierkadaver eingenäht,
entsorgt wurden. Und der einen zweiten Mord nach sich zieht. Huter zeichnet
die Personen mit wenigen, klaren Strichen und bringt ihren Plot zu einem,
zwar überraschenden, aber schlüssigen Ende. Eine gute Geschichte,
die da in der heilen, ländlichen Welt zwischen Hitzkirch und Müswangen
mit einer Art liebevollem Augenzwinkern erzählt wird.
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