Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.


Cesare Pavese,
Der Genosse
Rotpunkt Verlag Reihe: Edition blau
244 Seiten Fr. 28.00 Info/bestellen


Schreiben als Handwerk des Lebens


«Der Genosse», ein Roman von Cesare Pavese, führt zu den kleinen Leuten vor und während dem Zweiten Weltkrieg. Der italienische Schriftsteller schreibt in der Ich-Form über den jungen Pablo, der aus Freude zur Musik aber nicht für Geld, mit der Gitarre musizierte. Er arbeitet im Tabakladen seiner Mutter in Turin und streift abends durch die Stammlokale. Sein Freund Amelio wird durch einen Motorradunfall zum Krüppel. Wie dieser weiterleben muss beschäftig Pablo zu tiefst, trotzdem spannt er ihm die Freundin aus. «Linda wusste viele Lokale auf dem Hügel, wo Männer und Frauen mit dem Auto hinfuhren und es etwas mehr kostete, aber dafür konnte man sicher sein, dass uns niemand kannte. Man tanzte in aller Ruhe, und dann sass man am Tischchen und plauderte. Dann fingen wir an, uns zu küssen, wenn das Licht schummriger wurde.»
Bei der Lektüre von Pavese taucht man in eine vergangene Zeit ein, in der sich junge Leute wie Pablo zwischen auseinanderdriftenden Gesellschaftsschichten sich im Belanglosen verloren oder in ein sinnvolles, wahrhaftiges Dasein hineinfanden. Die unbeständige Liebschaft mit Linda, das Herumstreunen und Zigaretten rauchen, Tage und Monate ohne Strukturen führten Pablo zum kurzfristigen Entschluss, mit dem Fernfahrer Milo nach Rom zu reisen. Undurchschaubare Bekanntschaften, Enttäuschungen, das Verteilen von Flugblättern wie das Gefängnis öffneten Pablo die Augen und führten in den Widerstand gegen ein beherrschendes System, den Faschismus. – Die Geschichte entwickelt sich in Gesprächen, über deren Sinn man nicht lange nachgrübeln muss, denn wer wusste damals schon, wer Freund oder Feind war? Beim Lesen wird man in das einstige Italien gestellt, wo Lebensformen und -einstellungen zwischen Oberfläche und Abgrund schwebten. Benito Mussolini war an der Macht.
Cesare Pavese, 1908-1950, verbrachte seine frühen Jahre in einem kleinen Dorf im Piemont. Er verlor seinen Vater als er sechs Jahre alt war. Seine Jugendjahre verbrachte Cesare in der Hauptstadt Turin, studierte Literaturgeschichte und übersetzte Werke der Weltliteratur, vornehmlich amerikanische, ins Italienische. Er war Redaktor und Verlagsleiter und schloss sich antifaschistischen Kreisen an. Mit Frauen hatte er enttäuschende Erlebnisse, was sich in seinen Romanen abzeichnet. Auch die Zeit der verschlüsselten Gespräche und Botschaften, die Kluft zwischen Stadt und Land prägten den Stil des Schriftstellers, der sich mit zweiundvierzig Jahren in einem Turiner Hotelzimmer das Leben nahm. – Der Roman wurde von Maja Pflug ins Deutsche übersetzt.

Elisabeth Bardill


Elisabeth Bardill


Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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