Der Historiker und Weinkenner Kurt Knobel, Stäfa hat mir den neuesten
"Persönlichen Tipp" geschrieben:


Robert M. Pirsig, Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Ein Versuch über
Werte
 
Fischer TB
Fr. 18.60
 


„An Inquiry into Values“, eine Untersuchung über Werte nennt Robert M. Pirsig im Untertitel sein faszinierendes Buch über eine Fahrt quer durch den halben nordamerikanischen Kontinent. Dem Autor wird die Reise, die ihn während eines Sommers zusammen mit seinem elfjährigen Sohn Chris auf dem Motorrad von Minnesota nach Kalifornien führt, zum Anlass, sich mit den Werten der abendländischen Kultur auseinanderzusetzen. Gleichzeitig begibt er sich dabei auf die Suche nach seiner eigenen Geschichte, die vorerst noch im Dunkel seiner Biographie verborgen liegt. Über die weiten Prärien der Dakotas und die Gebirge Montanas gelangt er zu den Stationen seiner Vergangenheit und damit immer näher zu
„Phaidros“, seinem früheren Ich, das im Laufe der Erzählung zunehmend Gestalt annimmt. Nicht zufällig knüpft der Autor hier an Platons gleichnamigen Dialog an: Phaidros, ein Schüler des Sokrates, steht für den Mythos von der Wiedererinnerung, wonach die im Schauen be-griffene Seele sich an das wieder erinnert, was sie einst vor ihrem Erdendasein droben geschaut hat. Für Pirsig hat die zunehmende Wiedererinnerung an „Phaidros“ die Bedeutung der Entdeckung seiner selbst, seines eigenen Lebens vor der nun schon viele Jahre zurückliegenden geistigen Umnachtung und dem damit verbundenen Klinikaufenthalt.

Diese innere Handlung des Romans wird dem Leser allmählich erschlossen durch die Schilderung des äusseren Ablaufs der Reise, durch die Gespräche zwischen Vater und Sohn, die Beschreibung der Landschaft, die Erlebnisse an Tankstellen, in Motels und durch die Begegnung mit alten Freunden. „Die Kunst, ein Motorrad zu warten“, ist für Pirsig eine Überlebensgarantie auf der langen Fahrt durch abgelegene, menschenleere Gebiete, und er wird zu Reflexionen angeregt über die Technik und wie der Mensch mit ihr umgeht. Qualität wird zu einem Schlüsselbegriff in Pirsigs Überlegungen, und er stellt fest, dass die heutige Zivilisation an mangelndem Qualitätsbewusstsein krankt. Denn Qualität wird erlangt durch die richtige Einstellung des Menschen zu seiner Umwelt, zu Natur und Technik.

So fragt am Ende des Romans Chris seinen Vater:
„Darf ich auch ein Motorrad haben, wenn ich alt genug bin?“
„Wenn Du es gut pflegst.“
„Was muss man da alles machen?“
„Alles mögliche. Du hast mir doch oft genug zugeschaut.“
„Wirst du mir alles beibringen?“
„Sicher.“
„Ist es schwer?“
„Nein, man muss nur die richtige Einstellung haben. Das ist das Schwierige, die richtige Einstellung.“

Als Vater und Sohn schliesslich am Pazifik ankommen, sind sie andere Menschen geworden. „Dort, wo der Westen aufhört und der Osten beginnt“, haben sie ihre privaten Probleme gelöst und nahe zueinander gefunden. „Wir sind über den Berg. Von nun an wird alles besser. So etwas spürt man irgendwie.“

Robert M. Pirsigs „Zen and the Art of Motorcycle Maintenance“ erschien 1974 in den USA und erklomm rasch die nationale Bestseller-Liste. Das Werk avancierte zum Kultbuch all jener, die für ein neues Bewusstsein des Menschen gegenüber den bleibenden Werten unserer Kultur eintreten, blieb aber immer ein Geheimtip. – Es gibt nur wenige Beispiele in der modernen Belletristik, die so sehr dem Anspruch des altrömischen Dichters Horaz gerecht werden: „Aut prodesse volunt aut delectare poetae – Sowohl nützen als auch unterhalten wollen die Dichter.“

Ein Lieblingsbuch von Kurt Knobel

Kurt Knobel, *1943; Historiker,
Lehrer, Management-Trainer.
Weinfreak seit Jahrzehnten.
Wirkte als Kantonsschullehrer,
Verlagslektor und Management-
Ausbilder in verschiedenen
Unternehmen.
www.wineconsult.ch


Robert Maynard Pirsig (* 6. November 1928 in Minneapolis, Minnesota, USA) ist ein US-amerikanischer Autor. Sein erstes Werk „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ (1974) wurde zum internationalen Bestseller, nachdem es zuvor von 121 Verlagen abgelehnt worden war.
Pirsigs Eltern sind Maynard und Harriet Marie Pirsig, geborene Sjobeck. Sein Vater unterrichtete zwischen 1930 und 1970 an der University of Minnesota Law school und war dort von 1948 bis 1955 Dekan. Pirsigs Mutter war Schwedin.

Pirsig fällt früh in seiner Kindheit als außergewöhnlich intelligent auf und studiert schon mit 14 Jahren Biochemie an der University of Minnesota. Drei Jahre später wird er aufgrund schlechter Noten der Universität verwiesen. Dies ist später als erstes Zeichen einer Schizophrenie interpretiert worden. Er reist einige Zeit (bis 1946) mit dem Rucksack durch Montana, tritt in die Armee ein und wird nach Korea versetzt. 1949 wird er aus der Armee entlassen und geht zurück nach Minnesota, um Philosophie zu studieren. Pirsig erlangt den Titel eines Bachelor. 1951 reist er nach Benares (Indien) und studiert dort für kurze Zeit orientalische Philosophie.

1953 bis 1956 lebt Robert M. Pirsig von verschiedenen Tätigkeiten, darunter überwiegend vom Verfassen technischer Handbücher und Bedienungsanleitungen. 1957 und 1958 studiert er Journalismus bis zum Master-Abschluss. Er erhält eine Anstellung als Lehrer für Rhetorik und Schriftstellerei am Bozeman State College in Montana. 1960 zieht er nach Chicago, um weiter zu studieren. 1961 besucht er ein Seminar über die Philosophie des alten Griechenlands. Ende des Jahres 1961 verfällt er in eine psychotische Episode, die bis zu einer für ihn traumatischen Elektrokrampftherapie akut bleibt. Bis zum Jahr 1968 erholt er sich.

Vom 8. Juli 1968 bis zum 24. Juli 1968 unternimmt Pirsig zusammen mit seinem Sohn Chris und zwei Freunden, John und Silvia Sutherland, eine Motorradreise. Erinnerungen an diese Reise verarbeitet Pirsig später zur Rahmenhandlung seines Werks Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten. Das Werk wird nach der Veröffentlichung 1974 populär und macht seinen Autor über die Grenzen seines Landes hinaus berühmt.

Robert M. Pirsig war von 1954 bis 1978 mit Nancy Ann James verheiratet. 1956 wird sein Sohn Chris, 1958 sein zweiter Sohn Theodore geboren. 1978 heiratet er seine zweite Frau und zieht nach England. Chris wird 1979 auf offener Straße bei einem Überfall erstochen. 1981 wird Robert M. Pirsigs Tochter Nell geboren.

Bis 1991 arbeitet Robert M. Pirsig an seinem zweiten Werk Lila.


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