Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.



Barbara Hutzl-Ronge/Martina Issler,
Zürich Spaziergänge durch 500 Jahre überraschende Stadtgeschichten
AT-Verlag
390 Seiten Fr. 39.90 bitte mit Mail bestellen



Zürich – Spaziergänge durch 500 Jahre Stadtgeschichte


Wo Zwingli lebte und wirkte – wie die Fürstäptin zur Bürgerin wurde – der Splügenpass als wichtiger Handelsweg – von den Glaubensflüchtlingen aus dem Tessin und aus Frankreich – wie Zürichs Hochschulen entstanden – warum die Orellis und Muralts nach Zürich kamen oder wann und wie die Frauen die Kanzeln eroberten… Auf 357 Seiten erlebt man Stadtgeschichte auf überraschende Art und Weise. Die Autorin Barbara Hutzl-Ronge befasst sich seit vielen Jahren mit historischen Stätten und Biografien von Menschen, die durch eigene Schriften und Erinnerungen wie durch Protokolle und Briefe so Einiges zurückgelassen haben. In sorgfältiger Recherchearbeit ist sie den Spuren der Geschichte nachgegangen. Die Autorin ist eine erfahrene Stadtführerin und beherrscht die Sprache der Übermittlung an ein breites Publikum. Aus ihrem grossen Wissen über Völkerwanderungen und deren Gründe, über Religionsgeschichte im geistlichen wie politischen Bereich und auch über die Gleichstellung der Geschlechter entwickelte sie einen packenden Erzählstil. Der Forschungsraum ist vielschichtig und breit ausgelegt. Barbara Hutzl beschränkte ihre Arbeit nicht nur auf Archive und Stiftungen, sondern fand durch Gespräche mit kundigen Leuten der Gegenwart die spannenden Fährten in die Vergangenheit. Neugierig auf das nächste Kapitel liest sich das Buch in einem Zuge oder in kleinen Schritten. Die Routenpläne für die Spaziergänge sind im Buch enthalten.
Zürich, von Martina Issler fotografisch festgehalten: «Es ist die Limmat, es sind die Häuser der Stadt, die Gassen, die Plätze, die meine Erinnerungen tragen. Es ist der See, der Zürich sein unvergleichliches Licht verleiht.» Beim Betrachten der Fotografien kommen eigene Erinnerungen auf. Die Faszination von bekannten Häusern, Plätzen, Gassen und Blickwinkeln in Innenhöfe, Nischen oder Quartiere stellt sich schon beim flüchtigen Durchblättern ein. Die Limmat weitet beidseits den Blick für die gegenüberliegende Seite der Altstadt. Einzelheiten, an denen man oft unbemerkt vorbeigegangen ist, gewinnen an Beachtung und Bedeutung. Text und Bild sind aufeinander abgestimmt. Wir wandern im Geiste durch Jahrhunderte und erkennen, dass Zürich im umliegenden Staatengefüge seine Bedeutung hat.

Elisabeth Bardill, Tenna 14. Januar 2020

 


Lea Moliterni Eberle, "Lassen Sie mein Leben nicht verloren gehen!". Begnadigungsgesuche an General Wille im Ersten Weltkrieg
NZZ Libro
488 Seiten Fr. 54.00 Info/bestellen

«Lassen Sie mein Leben nicht verloren gehen!»


Begnadigungsgesuche an General Wille im ersten Weltkrieg: Über die ganze Dauer des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 hinweg legten knapp die Hälfte der rund 7300 verurteilten Wehrmänner dem General ihre Lebens- und Deliktumstände dar und baten um Gnade und Freilassung. Der General hatte während des Aktivdienstes nicht nur das militärische Oberkommando inne, sondern auch die alleinige Gnadenkompetenz in Militärstrafrechtsfällen. Seine Entscheide waren für die Betroffenen von existentieller Bedeutung. Der Gnadenherr konnte die Betroffenen von wirtschaftlicher und sozialer Not bewahren, was vor allem zu deren Ehrrettung beitrug. General Wille erhielt durch die Begnadigungsgesuche einen tiefen Einblick in das Leben und den Alltag seiner Soldaten. Nicht selten waren es Angehörige eines Verurteilten, die beim General um Gnade für ihren Sohn oder Ehemann baten. Diese hatten für kleinere wie grössere Delikte, ja auch für Brandstiftung und tödliche Schiessunfälle, die im Leichtsinn oder gröberen Streit geschahen, zu büssen. Diebstahl aus dem Materiallager, Lügen vor Gericht, Gehorsamsverweigerung oder Meuterei führten zu Strafen. Die Notunterstützung für die jeweilige bedürftige, kinderreiche Familie zuhause fiel somit aus. Nicht zu vergessen ist das männlich soldatische Ehrgefühl zu jener Zeit. Der Wunsch, nach dem Gefängnis wieder zur Kompanie zurückzukommen, zeigt sich in den Bittbriefen deutlich. Direkt ins zivile statt ins soldatische Leben entlassen zu werden, wurde als grössere Belastung wahrgenommen. – Der Begriff Soldatenherz verbreitete sich damals noch über Lieder, Gedichte und Märchen, die das Leben der Soldaten und deren Gefühle für das Vaterland thematisierten.
Der Wunsch nach gesellschaftlicher und militärischer Wiederanerkennung zeigt sich dort, wo die Historikerin auf die Unterschiede des alten und des neuen Militärstrafrechts hinweist. Die einstige Verurteilung war stigmatisierend mit Folgen: kein Wahlrecht mehr besitzen, keinen Kredit mehr aufnehmen können, keine Offiziersfunktion mehr ausüben dürfen… Emotionen nahmen in der Untersuchung der Gnadengesuche eine wichtige Rolle ein. Sie waren einerseits mit den Themen Reue, Bitten und Gnade verknüpft, andrerseits setzten Verurteilte und Angehörige auf Gefühle, wenn es um Haftentlassung ging – seitens des Generals auf das Mitleid oder zumindest auf das Mitgefühl. Die Lektüre vermittelt Zeit- und Sittengeschichte und offenbart die menschliche Seite von General Wille.
Zur Autorin
Dr. phil. Lea Moliterni Eberle studierte Germanistik und Geschichte. Sie lebt in Zürich. Unter anderem arbeitet sie als freie Historikerin. Seit 2013 engagiert und verantwortet sie sich beim Schweizerischen Roten Kreuz in Zürich für das Grossgönner-, Stiftungs- und Legatswesen sowie für das historische Archiv. Sie ist in verschiedenen wissenschaftlichen und humanitären Organisationen tätig.

Elisabeth Bardill, Tenna 20. Januar 2020



Elisabeth Bardill


Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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