Es
gibt drei Möglichkeiten: Entweder man liebt dieses Buch, weil man
die Wahrheiten des Lebens kennt und erträgt, oder man liebt es nicht,
weil man die Wahrheiten verdrängt. Oder man leugnet sie. Trifft letzteres
zu, ist es unmöglich, dieses Werk auszuhalten, jeder Satz wird zur
Qual. Denn Miranda July nimmt kein Blatt vor den Mund. Ihre Protagonisten
stellt sie hin, wie sie sind, sein sollten, sein würden wollen. Und
das tut sie mit einer unverhohlenen Nüchternheit, mit einem manchmal
schwer verdaulichen Sarkasmus. Es empfiehlt sich deshalb, ihr Buch etappenweise
zu lesen. Die sechzehn Erzählungen bieten sich dazu an. Es tut gut,
zwischendurch nach Luft zu schnappen oder das Fenster zu öffnen.
Um sich dann die nächste schräge, erstaunlich leicht geschriebene
Geschichte einzuverleiben. «Du könntest
mein Auto waschen. Liebt man Julys Ironie, ihren seltsamen Humor und ihre überaus witzige Art, Menschen und Handlungen zu beschreiben, dann ist dieses Buch ein Muss. Annette
Frommherz
Miranda July, 1974 in Barre (Vermont) geboren, ist Filmemacherin, Performance-Künstlerin und Schriftstellerin. Ihre Arbeiten wurden schon im Museum of Modern Art und im Guggenheim Museum gezeigt. 2005 kam ihr Spielfilm ›Ich und du und alle, die wir kennen‹ in die Kinos, bei dem sie das Drehbuch schrieb, Regie führte und die Hauptrolle spielte. Er wurde in Cannes mit der Caméra d’or ausgezeichnet. Im Prestel Verlag ist der Bildband ›Learning to Love You More‹ erschienen, der ihr gemeinsames Internet-Kunstprojekt mit dem Künstler Harrell Fletcher dokumentiert. ›Zehn Wahrheiten‹, ihr Debüt als Autorin, wurde mit dem Frank O’Connor-Preis ausgezeichnet, dem bestdotierten Kurzgeschichten-Preis der Welt. Miranda July lebt in Los Angeles und bereitet ihren nächsten Film vor.
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