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Der
farbige Umschlag des eben erschienenen Taschenbuches hat meine Aufmerksamkeit
geweckt und ich habe das Tagebuch der 15-jährigen Fatemeh sofort
gelesen. Ich möchte Ihnen diese ergreifende Geschichte als meinen
April-Buchtipp vorstellen
Chahdortt
Djavann, Die Stumme
Goldmann Taschenbücher Band 47218
110 Seiten Fr. 13.90
Fatemeh
sitzt in einem Gefängnis in Iran und wartet auf ihre Hinrichtung.
Sie will in der Zeit, die ihr bleibt die Geschichte ihrer Tante - die
Stumme genannt - aufschreiben und festhalten.Sie ist die Schwester des
Vaters, die mit dessen Familie zusammenlebt und seit einem grauenvollen
Kindheitstrauma kein Wort mehr gesprochen hat. Einerseits extrem psychisch
versehrt und oft bodenlos schwermütig bis zur Grenze des Wahnsinns,
ist ihr Schweigen andererseits Ausdruck einer unbeugsamen Rebellion und
radikalen Verweigerung. Sie trägt kein Kopftuch, sondern lange, schwarze
Zöpfe, raucht "wie ein Pokerspieler", schminkt sich und
schneidert Kleidungsstücke in bunten Farben, durch die sich auch
der Rest ihrer Familie von den anderen im Viertel Ansässigen abhebt.
Ein heftiges und erschütterndes Buch über die Lebenssituation
und das tragische Schicksal von zwei außergewöhnlichen iranischen
Frauen und ihrer Familie, die zum Opfer nicht nur des islamistischen Regimes,
sondern einer tief in die Gesellschaft eingedrungenen Indoktrination und
Ideologie werden. Deren widersinnige Zerstörungsmacht analysiert
Chahdortt Djavann mit Scharfsinn und Einfühlungsvermögen hochverdichtet
und dennoch vielschichtig, sodass der Roman die Gefahr umschifft, zum
vorübergehenden Schocker zu werden, und sowohl die Problematik als
auch die LeserInnen drastisch zu treffen und zu berühren vermag.
Chahdortt Djavann, 1967 im Iran geboren, verbrachte ihre Kindheit und
Jugend in Teheran. Djavann war zwölf Jahre alt, als Khomeini 1979
im Iran die Macht ergriff, Terror und Gewalt in ihr Leben drangen und
ihr Vater im Zuge der Islamischen Revolution verhaftet wurde. 1993 gelang
es ihr, über Istanbul nach Frankreich zu fliehen, wo sie Sozialwissenschaften
studierte. Chahdortt Djavann ist Autorin mehrerer Sachbücher und
Essays über die Gefahren des Islamismus. Nicht nur ihre schriftstellerischen
Werke, die in Frankreich auf der Bestsellerliste landeten, sondern auch
ihre aktive Beteiligung an der Kopftuchdebatte etablierte sie über
Frankreichs Grenzen hinaus zur anerkannten und vielzitierten Islam-Expertin.
Chahdortt Djavann lebt heute in Paris.
Archiv:
Mein Buchtipp
Januar 2007:
Urs Faes, Liebesarchiv
Februar 2007:Lukas
Hartmann, Die letzte Nacht der alten Zeit
März
2007: Mohsin Hamid, Der Fundamentalist, der keiner
sein wollte
April 2007:
Elke Heidenreich, Mit unseren
Augen
Mai 2007:
Banana Yoshimoto, Federkleid
Juni 2007:
Rachel Seiffert, Danach
Juli 2007:
Dorner, Die letzte Liebe des Monsieur
Armand
August 2007:
Peter Goldsworthy, Maestro
Oktober 2007:
Zurhorst, Liebe Dich selbst und freue
Dich auf die nächste Krise
November 2007:
Ursula Markus/Paula Lanfranconi,
Schöne Aussichten
Dezember 2007:
André Gorz, Brief an D
Januar 2008:
Kakar, die Frau, die Gandhi liebte
Februar 2008:
Ein perfektes Wochenende in Zürich
März
2008:
Good/ Hutzl-Ronge, Magische Schweiz - Wanderungen
zu Orten der Kraft
April 2008:
Angelika Waldis, Die geheimen Leben der Schneiderin
Mai 2008:
Die Welt in atemberaubenden Bildern. Best of National
Geographic
Juni 2008:
Konstanze von Schulthess, Nina Schenk Gräfin
von Stauffenberg. Ein Portrait
Juli 2008:
Paul Gayler, Fingerfood für Geniesser
August 2008:
Francesc Miralles, Samuel und die Liebe zu den
kleinen Dingen
September
2008: Brigitte Giraud, Die Liebe ist doch sehr überschätzt
Oktober 2008:
Christian Haller, Im Park
November 2008:
Renan Demirkan, Septembertee
Dezember 2008:
Paul Wittwer, Giftnapf
März 2009: Helen Garner, Das Zimmer
April 2009:
Klara Obermüller, Schwarz auf Weiss
Mai 2009:
Sarah Kuttner, Mängelexemplar
Juni
2009: Walter, Das dreifarbene Meer
Juli
2009: Fabio Volo, einfach losfahren
August
2009: Wo liegt der Himmel auf Erden
September
2009: Hugo Loetscher, die Kranzflechterin
Oktober
2009: Assia Djebar, Nirgendwo im Hause meines Vaters
November
2009: Donna Hay, Keine Zeit zum Kochen
Dezember
2009: Jürg Amann, Kalabrische Hochzeit
Januar
2010: Tatiana de Rosnay, Bumerang
Februar
2010: Ivin D. Yalom, das menschliche Herz
April
2010: Angelika Waldis, Einer zu viel
Juli
2010: Die ganze Welt noch immer da
August
2010: Kawakami, am Meer ist es wärmer
September
2010: Thomas Hettche, Die Liebe der Väter
Oktober
2010: Donna Hay, Jahreszeiten
November
2010: Sabina Altermatt, Fallhöhe
Dezember
2010: Edzward Schaper, Die Legende vom vierten König
Februar
2011: Tiziano Terzani, Das Ende ist mein Anfang
März
2011: Rivera Letelier, die Filmerzählerin
April
2011: Yusuf Yesiloez, Hochzeitsflug
Juni
2011: Master Han Shan, wer loslässt hat zwei Hände frei
Juli
2011: Fabio Volo, Noch ein Tag und eine Nacht
August
2011: Aly Cha, Schnee im April
September
2011: Kethevane Davrichewy, Am schwarzen Meer
November
2011: Erri De Luca, Das Gewicht des Schmetterlings
Dezember
2011: Pia Soler, Die Weite fühlen
Februar
2011: Pauer, wir haben keine Angst
März
2012: Hernan
Rivera Letelier, Der Traumkicker
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