Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.

Eine Besprechung für Sie:

Margrit Cantieni, Nicht von hier



Margrit Cantieni, Nicht von hier
Cancas Verlag
267 Seiten Fr. 22.00 bitte mit Mail bestellen


Nicht von hier

Der Roman von Margrit Cantieni zeigt Schwierigkeiten der Witwenschaft in den vierziger Jahren auf, wo es noch keine AHV gab und die Frauen ungeschützt wegen fehlender Rechte waren. Das Bürgerrecht im eigenen Dorf hatte Alinda durch Heirat verloren. Ihr verstorbener Mann, ein Lehrer, stammte aus einem anderen Bündner Dorf im Oberland. Seit Generationen war ihre eigene Familie hier in Nalda ansässig. Nur weil sie einen Auswärtigen geheiratet hatte, musste sie auf die Privilegien als Bürgerin verzichten, auf das kostenlose Losholz, auf die Möglichkeit, ihr Vieh auf der gemeindeeigenen Alp zu sömmern, auf den Kauf von Land und vor allem auf die Unterstützung, wenn sie in die Armut fallen würde. Der jungen Witwe Alinda blieben mannigfaltige Ängste nicht erspart. Es ging ihr vordergründig um das Sorgerecht ihrer Kinder und um die Existenz ihres kleinen Hofes. Nach aussen gab sich Alinda stark, auch wenn sie im Innern bedrückt war und heimlich weinte. Dazu kam die aufdringliche Werbung des reichsten Mannes im Dorf, der zudem das Sagen hatte. Es kommen auch glückliche Momente im Leben von Alina vor: wie sie sich erinnert wie sie denkt, wie sie kocht und werktätig ist. Ihr Sohn Rätus bereitet ihr Sorgen durch seine frechen aber guten Zeichnungen, die Aufsehen erregen. Doch sie erkennt sein Talent und muss den Sohn trotzdem tadeln. Die Familie tut alles, um nicht aufzufallen. Die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung. Ein Glücksfall ist für Alinda ihr Bruder Florentin, der zu ihr steht.
Zur Autorin: Margrit Cantieni, geboren 1964, ist in Lenzerheide Vaz/Obervaz aufgewachsen. Der Roman spielt im fiktiven Dorf Nalda. Angelehnt sei die Geschichte an das Leben ihrer beiden Grossmütter und deren Familien. Die Figuren seien frei erfunden. Margrit Cantieni packt bereits im Titel ein Thema an, das auch im heutigen Umfeld immer wieder seine Schatten wirft: fremd oder einheimisch, durch Vorfahren verankert oder zugezogen. Solche Bezeichnungen ziehen sich fast unbemerkt durch den Alltag unserer Ortschaften. Durch die Geschichte der Protagonistin erhalten wir einen Streifzug durch die Sozialgeschichte nicht nur von Graubünden, auch landesweit.

Empfohlen von Elisabeth Bardill 23. Oktober 2020


Elisabeth Bardill


Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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