Rolf
Wesbonk aus Stäfa hat für Sie den Psychothriller "Dein
Wille geschehe" des australischen Autoren Michael Robotham gelesen.
567 Seiten Spannung pur! Die Frau auf der Brücke Die Clifton Suspension Bridge ist eine Sehenswürdigkeit, eine Touristenattraktion und eine bekannte Selbstmörderbrücke. Gut ausgelastet, häufig benutzt; „beliebt“ wäre aber vielleicht eine zu unglückliche Wortwahl. Manche Leute sagen, auf der Brücke spukten die Geister früherer Selbstmörder, auf der Fahrbahn wurden unheimliche Schatten gesichtet. Heute gibt es keine Schatten. Und der einzige Geist auf der Brücke ist aus Fleisch und Blut: Eine nackte Frau steht auf der anderen Seite des Sicherheitszauns, den Rücken an das Metallgitter gepresst. Die Absätze ihrer roten Schuhe balancieren auf der Kante. Wie bei einer Figur auf einem surrealistischen Gemälde wirkt ihre Blösse nicht besonders schockierend oder unpassend. Sie steht eher mit steifer Würde aufrecht und starrt mit der Miene eines Menschen aufs Wasser, der sich von der Welt abgekoppelt hat. „Was brauchen Sie?“, fragt Abernathy. „Einen Namen.“ „Haben
wir nicht. Sie spricht nicht mit uns.“ Die Frau, die sich in die Fluten stürzen will, spricht zwar nicht mit der Polizei oder dem Psychologen Joe O’Loughlin, der zur Unterstützung der Beamten aus der Vorlesung geholt wurde. Aber sie hält ein Handy gegen das Ohr gepresst und antwortet auf eine unbekannte Stimme voller Verzweiflung. Es scheint fast so, als würde die Frau auf der Brücke von irgendwoher Befehle empfangen. Als würde sie ferngesteuert und zum Sprung in den Tod gezwungen. O’Loughlin versucht, auf die völlig verstörte Frau einzuwirken und sie in ein Gespräch zu verwickeln – vergeblich. Sie lässt sich vor aller Augen in den Abgrund fallen. Was ist passiert? Ein Selbstmord? Ein Mord? Für die Polizei sowie den Psychologen stellen sich viele Fragen.
Der
Australier Michael Robotham legt hier einen Roman von grosser Intensität
vor. Der Band mit dem Titel „Dein Wille geschehe“ fasziniert
nicht zuletzt wegen des gewählten Themas. Es geht hier um die Fragen:
Wie ist es möglich, einen Menschen derart zu manipulieren, dass er
schliesslich den Freitod wählt? Wie kann man den Willen einer Person
brechen und sie allein mit Worten in den Tod treiben? Neben der aufregenden
Story gefällt der Psychothriller aber auch durch das hohe Tempo sowie
die „süffigen“ Dialoge. Der Autor arbeitete lange als
Journalist für bekannte Tageszeitungen in Sydney sowie London, ehe
er sich ganz der Schriftstellerei zuwandte.
Sein Erstlingsroman Adrenalin (Originaltitel: The Suspect), ein Psychothriller aus dem Jahr 2004, wurde in 22 Sprachen übersetzt und avancierte zum Bestseller. Für seinen zweiten Roman Amnesie (im Original: Lost) erhielt er den Ned Kelly Award der Australian Crime Writer Association in der Kategorie „Bester Roman des Jahres 2005“ und eine Nominierung für den Barry Award. Robotham
lebt mit seiner Frau und drei Töchtern in Avalon bei Sydney. Rolf
Wesbonk, Stäfa
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