Zwei weiterere Buchtipps meines Mannes:

Julian LIndley-French/John R. Allen/Frederick Ben Hodges,
Future War
Louise Brown,
Was bleibt, wenn wir sterben



Julian Lindley-French/John R. Allen/Frederick Ben Hodges,
Future War. Bedrohung und Verteidigung Europas. Mit einem Vorwort von Genera A.D. Klaus Naumann
Langen Müller Verlag
416 Seiten Fr. 42.50 Info/bestellen


Julian Lindley-French/John R. Allen/Frederick Ben Hodges,
Future War and the defence of Europe
Oxford University Press
352 Seiten Fr. 41.40 Info/bestellen

Nie wieder Krieg?

Das waren doch die Parolen der Politiker nach dem 1. Weltkrieg – und dann kam, nur 20 Jahre später, der 2.Weltkrieg! Wir hier in der Schweiz hatten seit 1945, also 77 Jahre lang, keinen Krieg mehr, zumindest nicht in der Nähe. Wir sind bequem geworden, wie alle Europäer, haben unsere Verteidigung vernachlässigt und uns allein auf die NATO und die Amerikaner verlassen. Diese sehen aber die grössere Gefahr für sich im Pazifik, von China ausgehend. Sie sind selbst kaum mehr in der Lage zwei grosse Kriege gleichzeitig zu führen, in Europa und im Pazifik, und haben auch Mühe, dazu genug Soldaten zu rekrutieren, wie ja heute auch die Schweizer Armee. Wie das für uns ausgehen könnte, schildern zwei amerikanische Generäle und ein britischer Stratege in einem 2021 erschienen Buch «Future War and the Defence of Europe» von Oxford University Press, auf Deutsch übersetzt 2022 beim Langen Müller Verlag in München mit einem Vorwort des früheren Generals der Bundeswehr und Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses Klaus Naumann.

Im Kalten Krieg stellten die europäischen Verbündeten noch 50% der militärischen Kapazitäten zur Verteidigung Europas zur Verfügung, heute nur noch 25% für einen viel grösser gewordenen Raum! Und Russland habe bereits 2014 mit dem Angriff auf die Krim und die Ostukraine gezeigt, dass es die Grenzen in Europa gewaltsam verändern will, auch im Baltikum und in der Arktis! Und China und Russland versuchten jetzt gemeinsam den Westen zurückzudrängen: «Wenn man die Kaufkraftparität berücksichtige, verfüge China bereits 80% der militärischen Fähigkeiten der USA!» und «Wie früher die Pest, habe sich auch Covid entlang der Seidenstrasse von China aus verbreitet!»

Die Covid-Pandemie hat, wie schon die Grippe-Pandemie 1918-1920, mit ihren wohl noch über 10 Jahre andauernden wirtschaftlichen Folgen gezeigt, dass ein neues Gleichgewicht zwischen dem Schutz vor Krankheitserregern, also der individuellen Sicherheit, und der nationalen Verteidigung gefunden werden muss (europäische Staaten geben 10 % ihres BIP für das Gesundheitswesen und nur 1,7% für die Verteidigung aus). Verteidigung kostet Geld, viel Geld. Die technologische Entwicklung erfolgt in den USA, China und auch Russland. Interoperabilität und «von der Stange kaufen» sei jetzt für uns angesagt, wie beim F-35.
«Bei den Europäern gibt es eine gefährliche Abschreckungslücke zwischen den schwachen konventionellen Streitkräften und den strategischen nuklearen Waffen. Diese Lücke droht die Schwelle für einen nuklearen Ersteinsatz zu senken, falls die Abschreckung versagt».
Und ein Jahr vor dem Angriffskrieg Russlands schreiben dazu die Autoren: «Russland will also die Drohung mit Atomwaffen nutzen, um mögliche Gewinne der russischen konventionellen Streitkräfte in einem künftigen europäischen Krieg zu konsolidieren» - arme Ukraine – und Krieg in Europa scheine wieder möglich. «Russland würde seine Grenze zum Westen durch die Wiederherstellung einer Pufferzone begradigen…». War die Ukraine erst der Anfang? Die Autoren leiten ihr Buch mit einem Zukunftsszenarion ein, wonach Russland unterstützt von China ein von einem Covid-29-Virus gebeuteltes Europa angreift und trotz amerikanischer Unterstützung besiegt.
Sind die 30 Jahre Frieden nach dem Ende des Kalten Krieges jetzt vorbei?




Louise Brown, Was bleibt, wenn wir sterben. Erfahrungen einer Trauerrednerin
Diogenes Verlag
256 Seiten Fr. 27.50 Info/bestellen

Über das Sterben

Ein sehr interessantes Buch darüber gelesen: «Was bleibt wenn wir sterben – Erfahrungen einer Trauerrednerin» von Louise Brown, Diogenes 2021. Sie ermuntert uns dazu, darüber miteinander zu reden. Was wir uns für einen Tod wünschen, welche Beerdigung, welche Grabreden oder Lebensläufe. Dass wir uns jetzt schon überlegen sollten, was wir hinterlassen, als Gegenstände aber vor allem auch als Erinnerungen. Diese vielleicht jetzt schon schriftlich festhalten: «nicht wer wir sein möchten, sondern wer wir sind. Und wer wir sein werden, wenn wir sterben!»
Dazu gehört, in der Patientenverfügung festzuhalten, ob wir kremiert werden wollen und Organspender werden wollen, und dies unbedingt auch den Nächsten zu kommunizieren. Damit erleichtern wir es den Angehörigen, solch schwierige Entscheide unter Zeitdruck und Stress an unserer Stelle fällen zu müssen.

Louise Brown

Louise Brown, geboren 1975 in London, zog als Jugendliche mit ihrer Familie ins norddeutsche Ostholstein. Sie studierte Politikwissenschaft in Nordengland, Kiel und Berlin. Sie ist Journalistin und seit einigen Jahren auch als Trauerrednerin in Hamburg tätig. Dort moderierte sie auch das erste ›Death Café‹. In ihrem Podcast ›Meine perfekte Beerdigung‹ spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Louise Brown lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und Hund in Hamburg.

 


Archiv

Januar 2008: Philip Roth, Exit Ghost
Mai 2008: Jeffrey D. Sachs, Wohlstand für viele
Februar 2010: Mona Bodenmann, Mondmilchgubel

April 2010: Colin Beavan, Barfuss in Manhattan
März 2011: Philip Roth, Nemesis
August 2011: Urs Faes, Paarbildung
November 2011: Jeffrey Sachs, the price of civilization
Juli 2012: Adam Zamoyski, 1812
November 2012: Florian Illies, 1913. Der Sommer des Jahrhunderts
Juni 2013: Robert Skidelsky/Edard Skidelsky, Wie viel ist genug? Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens
August 2013: Jeffrey D. Sachs, To move the world
Dezember 2013:
Martina Frei/Honegger Regula, Zürich für Kinder. Die Stadt entdecken, erleben und enträtseln und William Manchester,The death of a President
Mai 2014: Die Geschichte der Schweiz hrsg. von Georg Kreis und Orlando Figes, Krimkrieg
Weihnachten 2014:
Nassim Nicolas Taleb, Antifragilität und André Holenstein, Mitten in Europa. Verflechtung und Abgrenzung in der Schweizer Geschichte
April 2015: Thomas Maissen, Schweizer Heldengeschichten und was dahinter steckt, Anton Gunzinger, Kraftwerk Schweiz und Werner Ryser, Walliser Totentanz
Mai 2015: Die Naturforschenden. Auf der Suche nach Wissen über die Schweiz und die Welt 1800-2015. Herausgegeben von Patrick Kupper und Bernhard C. Schär
Silvester 2015: Elisabeth Kolberg, das sechste Sterben und Diccon Bewes, Mit 80 Karten durch die Schweiz
Februar 2016:
Peter Frankopan, The Silk roads. A new history of the world
April 2016: John Hirst,
die kürzeste Geschichte Europas
Adventszeit 2016:
Leon de Winter, Geronimo
September 2017:
Yuval Noah Harari, Homo deus
Dezember 2017:
Cathy O'Neil, Angriff der Algorithmen
April 2017: Martin Puchner, The written world
Juni 2017: Geoffrey West, Scale. The Universal Laws of Life, Growth, and Death in Organisms, Cities, and Companies
August 2018: Lisa Halliday, Asymmetrie
Oktober 2018: Maryanne Wolf, Reader come home. The reading brain in a digital world
November 2018: Katharina Adler, Ida
Juni 2019: Hector Garcia/Francesc Miralles, Ikigai
August 2019:
Francis Fukuyama, Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet
September 2019: Ma Hian, Traum von China
Advent 2019: Jill Lepore, Diese Wahrheiten
Juli 2020:
Stanislas Dehaene, How we learn. The New Science of education and the brain
Juli Special: Charles Benoy, (Hrsg.)
COVID-19. Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche. Einschätzungen und Massnahmen aus psychologischer Perspektive
November 2020:
Michael J. Sandel, Vom Ende des Gemeinwohls. Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreiss
Februar 2021: Nicholas Christakis, Apollo's Arrow. The Profound and enduring impact of Coronavirus on the Way we live Englische Ausgabe

Mai 2021:
Carel van Schaik/Kai Michel, Die Wahrheit über Eva. Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern
Juli 2021: Mark Lynas,
6 Grad mehr. Die verherrenden Folgen der Erderwärmung
September 2021:
Colum McCann, Apeirogon
Herbst 2021:
Adrian Daub, Was das Valley denken nennt. Über die Ideologie der Techbranche
April 2022: Lea Ypi, Frei



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