Rolf Wesbonk aus Stäfa hat für Sie den fulminanten Auftakt einer neuen Krimireihe gelesen. Das Ehepaares Sean French und Nicci Gerrard - besser bekannt unter Nicci French - hat das Buch "Blauer Montag" gemeinsam geschrieben.


Nicci French, Blauer Montag. Frieda Klein Band 1
C. Bertelsmann
475 Seiten kart. Fr. 24.90

Verstörender Traum, erschreckende Realität


„Ich bin Detective Chief Inspector Malcom Karlsson“, stellte er sich vor.

„Ja, ich weiss.“

Karlsson schrieb den Namen „Frieda Klein“ in sein Notizbuch und unterstrich ihn. “Und ihr Wunsch, mich zu sehen, hat etwas mit dem Verschwinden von Matthew Faraday zu tun?“

„Möglicherweise.“

„Dann legen Sie am besten gleich los, weil wir nämlich nicht viel Zeit haben.“

Einen Moment wirkte sie verlegen. „Es fällt mir nicht ganz leicht, mit Ihnen darüber zu sprechen“, begann sie.

„Na, dann raus damit.“

„Ich betreue seit Kurzem einen neuen Patienten. Sein Name ist Alan Dekker. Er ist zweiundvierzig. Er hat sich an mich gewandt, weil er schon seit Längerem unter schweren und immer wiederkehrenden Angstattacken leidet.“

„Also?“

„Alan Dekkers Angst hat damit zu tun, dass er davon träumt, einen Sohn zu haben – oder besser gesagt, keinen zu haben. Seine Fantasien manifestieren sich in einem Traum, in dem es offenbar darum geht, ein Kind zu entführen, und zwar auf ein Art und Weise, die mich sehr an das Verschwinden dieses Jungen erinnert. Und falls Sie mich jetzt darauf hinweisen wollen, dass der Traum womöglich durch die Medienberichte ausgelöst wurde, kann ich das definitiv verneinen. Seine Träume setzten bereits ein, bevor Matthew Faraday verschwand.“ .

Die Psychotherapeutin Frieda Klein kennt die Abgründe der menschlichen Seele. Sie ist es gewohnt, mit Ängsten und Wahnvorstellungen ihrer Patienten konfrontiert zu werden. Ihr oberstes Gebot lautet jedoch immer: Professionelle Distanz und Verschwiegenheit. Doch mit Alan Dekkers Problemen ist es anders. Die Vorstellungen seines Traumsohnes, die er im Detail vor sich sieht (etwa fünf Jahre alt, mit leuchtend rotem Haar, Sommersprossen und einem liebenswerten Lausbubengesicht), gleichen auffallend dem Bild jenes Kindes, das wenig später in der Zeitung abgebildet ist. Es ist das Foto von Matthew, der auf grausame Weise entführt wurde. Nun muss sich Frieda Klein an die Polizei wenden, zu verstörend sind die Parallelen zwischen dem Traum des Patienten sowie der Realität. Karlsson, der leitende Beamte, wird angesichts dieser Vorfälle zudem an eine ungelöste Entführung vor einigen Jahren erinnert. Gibt es einen Zusammenhang?

Im Roman „Blauer Montag“ versteht es das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French, das unter dem Pseudonym Nicci French seit langem mit grossem Erfolg Psychothriller schreibt, den Leser bis zur letzten Zeile zu fesseln. Der Plot ist raffiniert gesponnen, die Figuren treffend gezeichnet, und der Ausgang lässt einige Möglichkeiten offen. Dies ist mit Absicht so gehalten, planen die Autoren doch mit der Protagonistin Frieda Klein eine 8-teilige-Krimiserie zu veröffentlichen. „Blauer Montag“ ist der erste Band dieser Reihe, ein Roman, der grosse Erwartungen weckt. (rwe.)

Rolf Wesbonk



Hinter dem harmlosen Verfassernamen Nicci French, den viele Leser und Kritiker für eine weitere geniale weibliche Autorin der britischen Kriminalliteratur halten, verbirgt sich etwas anderes als erwartet: Nicci French - das ist das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Beide sind Briten, beide haben in Oxford Englische Literatur studiert und als Journalisten gearbeitet und beide sind verantwortlich für so außergewöhnliche und spannende Romane wie Der Sommermörder, Höhenangst und Das rote Zimmer.

Nicci Gerrard und Sean French vollbringen das Kunststück einer Beziehung, in der zusammen gelebt, geliebt und gearbeitet wird. Das Ehepaar lebt gemeinsam mit seinen Kindern in der Nähe von London und erobert seit einigen Jahren zu Recht die weltweiten Bestsellerlisten.

Mehr Infos zu Nicci Gerrard und Sean French finden Sie hier


Rolf Wesbonk, Stäfa
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Rolf Wesbonk (rwe.)
Redaktioneller Mitarbeiter NZZ Sport
Geboren 1942 in Adliswil. Aufgewachsen im Sihltal. Nach der Lehre als Fabrikspengler Weiterbildung an der Abendhandelsschule. Disponent im Anzeigen-Service der NZZ. Von 1980 bis 2002 freier Mitarbeiter. Seither redaktionelles Mitglied im Sport mit dem Schwergewicht Fussball. Autor von drei Kriminalromanen, die in Zürich und Umgebung spielen - mit dem ehemaligen Fussballer Dillmann als Protagonisten.


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