Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.

Drei Besprechungen für Sie:
Hans Weiss, Achtung: Landschaft Schweiz
50 Jahre Frauenstimmrecht
Therese Bichsel, Anna Seilerin



Hans Weiss,
Achtung: Landschaft Schweiz.Vom nachhaltigen Umgang mit unserer wichtigsten Ressource
AS Verlag
220 Seiten, 30 Abb. Fr. 39.80 Info/bestellen

Achtung: Landschaft Schweiz
Vom nachhaltigen Umgang mit unserer wichtigsten Ressource


Hans Weiss, ein Kämpfer für den Landschaftsschutz, erinnert sich an Beispiele geretteter Landschaften wie den Wasserfall im Val Bavona, die Flusslandschaft am Hinterrhein bei Rhäzüns, die Hochebene der Greina, das Jungfraujoch, die Oberengadiner Seenlandschaft oder die Rebberge von Salgesch. Die Leserschaft erfährt die Geschichte langwieriger Prozesse der Vergangenheit, die zu einem Erfolg geführt hatten. Aber eigentlich zeigt Hans Weiss in seinem neuen Buch die friedliche Landschaftszerstörung auf. So meint er unter anderem die Spätfolgen des Wachstumsglaubens oder die Interessen der Grundeigentümer einer individualisierten Gesellschaft. Im Selbstverständnis eines grossen Teils der Bevölkerung und der meisten Touristen sei die schöne Landschaft ein Hauptmerkmal der Schweiz. Dieser Annahme widerspricht der Autor und will mit dem Buch aufzeigen, was er wahrnimmt: «Bei uns sind es längst nicht mehr kriegerische Ereignisse, sondern die durchaus friedlichen, aber in den letzten Jahren ins Masslose gesteigerten materiellen Ansprüche unserer Zivilgesellschaft, welche die Umwelt belasten und verbrauchen. Dabei ist die Landschaft unsere wichtigste und kostbarste Ressource. Einmal ihrer Eigenart und Schönheit beraubt, wächst sie nicht mehr nach.»
Das neue Buch von Hans Weiss kam im Jubiläumsjahr der 1970 gegründeten Stiftung Landschaftsschutz Schweiz heraus. Der Autor war sozusagen der Mann der ersten Stunde, der sich mit Überzeugung und Herzblut für diese Sache einsetzt, einst als Landschaftspfleger des Kantons Graubünden, dann als Lehrbeauftragter der ETH für Natur- und Landschaftsschutz, unter anderem als Geschäftsleiter der oben erwähnten Stiftung oder heute als freischaffender Autor. Mit seinen Büchern, Artikeln, Gesprächen und Vorträgen will er seit jeher die ganze Bevölkerung wie das ganze Meinungsspektrum erreichen. Seine Sprache ist klar und unmissverständlich und bleibt beim Thema Landschaft. Das betrifft alle und darf weder in eine politische noch weltanschauliche Ecke gedrängt werden. Sein Wirken hat bis heute viele Spuren hinterlassen. - Der Vater Richard Weiss (1907-1962), Professor für Volkskunde in Zürich, war ein Vordenker für ein breiteres und tieferes Verständnis der Alpenkultur. Familienwanderungen und -erlebnisse in den Bergen prägten sowohl die berufliche Laufbahn wie den Lebensauftrag des Sohnes, geb. 1940. Er hat die Geschichte des Landschafts-, Natur- und Heimatschutzes mitgeprägt.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna 14. Januar 2021


50 Jahre Frauenstimmrecht.
25 Frauen über Demokratie, Macht und Gleichberechtigung. Hrsg. von Isabel Rohner und Irène Schäppi
Limmat Verlag
256 Seiten Fr. 34.00
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25 Frauen äussern sich über Demokratie, Macht und Gleichberechtigung
Auszüge aus dem Buch, erschienen im Jubiläumsjahr, 50 Jahre nach der Abstimmung am 7. Februar 1971.


Viola Amherd, 1962: «Wenn ich daran denke, dass meine Mutter im Geschäft gearbeitet, meine Schwester und mich erzogen, den Haushalt organisiert und Entscheidungen getroffen hat, jedoch politisch nicht mitbestimmen konnte, ist das heute schwer verständlich.»

Katja Stauber, 1962: «Die ersten Jahre in der Tagesschau wurde ich vor allem über meine Haarfarbe, meine Kleidung und meine Familienplanung definiert. Nie über mein Können. Die meisten Vorwürfe in der Zeit, als ich alleinerziehende Mutter zweier Buben war, kamen von Frauen, die es verstanden, einem ganz subtil ein schlechtes Gewissen zu machen, weil man ja beides will, Kinder und Karriere. Frauen können in ihrem Urteil gnadenlos sein. Feminismus ist kein Nullsummenspiel, bei dem nur ein Geschlecht gewinnt und das andere verliert. Unsere Kinder haben das schon viel besser als frühere Generationen begriffen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Er muss nur weitergegangen werden.»

Bea Knecht, 1967: «Vorne stehen, sichtbar sein, einer Gruppe oder einer Bewegung voranstehen, ohne sich verstecken zu können, braucht Mut. Lasst uns das früh und im Kleinen schon üben, um dann langfristig und gross umzusetzen. Packen wir ein Thema! Denken wir es gross! Den Weg dahin wollen wir in überschaubaren Abschnitten beschreiten.»
Nathalie Wappler Hagen, 1968: «Wenn man eine Führungsposition anstrebt, muss man gerne mit Menschen arbeiten, muss bereit sein, jeden Tag dazuzulernen. Es hat viel mehr mit Menschen statt mit Macht zu tun. Schwierige Entscheidungen zu treffen, gehört zu einer Führungsposition. Ein Mann gilt dann als durchsetzungsfähig, konsequent. Bei Frauen hingegen heisst es schnell, dass sie brutal, kalt oder zu ehrgeizig sind. Als ich die Bezeichnung gelesen habe, hat es mich getroffen, zumal der betreffende Text von einer Frau stammte, die die Mechanismen eigentlich kennen müsste.»

Kathrin Bertschy, 1979: «… Helvetia ruft! Sie ruft, weil es an der Zeit ist, damit Frauen die Gesetze, welche das Zusammenleben von uns allen gestalten, gleichermassen mitprägen. Die überparteiliche Bewegung erhält Fahrt. Die Frauen in der Schweizer Politik sind gekommen, um zu bleiben.»

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 30. Januar 2021


Therese Bichsel, Anna Seilerin. Stifterin des Inselspitals
Zytglogge Verlag
300 Seiten Fr. 36.00 Info/bestellen

Anna Seilerin – Stifterin des Inselspitals

Eine Frau schafft es, im Mittelalter ein Zeichen zu setzen, das bis heute seine Wirkung hat. Der Ursprung des Universitätsspitals Bern «Insel» geht auf die Stiftung der Berner Ratsherrentochter Anna Seiler zurück. Nach der Pestepidemie hielt die grossherzige verwitwete Frau 1354 testamentarisch fest, dass ihr grosses Vermögen zur unentgeltlichen Behandlung und Pflege für 13 bettlägerige und bedürftige Personen stets und ewig Bestand haben sollte. – Das mittelalterliche Leben in Bern ist Schauplatz der kurzen Lebensgeschichte von Anna, geborene ab Berg. Sie wuchs, von ihrer Tante betreut, als einziges Kind in ihrem Vaterhaus auf. Ihre Mutter starb bei der Geburt. Vom Fensterplatz aus sah sie auf den Richtplatz. Kaum erwachsen wurde Anna mit Heinrich Seiler verheiratet. Anfänglich unsicher in Eheleben und Frauenrolle erfährt sie mit offenen Sinnen Teile des öffentlichen Lebens. Ihr einziges Kind kommt tot zur Welt. Die Besuche mit Heinrich im Niederen Spital, als dessen Vogt dieser gewaltet hatte, zeigten ihr die Welt der Kranken, Armen und Elenden. Heinrich starb plötzlich und unerwartet. Anna erlangte Schritt für Schritt die Selbständigkeit und verwaltete als Geschäftsfrau das Erbe selber. Nach dem Laupenkrieg 1339 kehrten die siegreichen Berner Feldherren glorreich zurück. Die im Krieg verletzten und verstümmelten Heereskämpfer trafen später ein. Die spontane Aufnahme von versehrten Männern in ihrem Haus gehörte zum Anfang ihrer sozial geprägten Lebensform.

Die Autorin Therese Bichsel, geboren 1956, spürte diesem Leben nach, indem sie wie auch in ihren anderen historischen Romanen mit sorgfältigen Recherchen in den entsprechenden Zeitabschnitt eintauchte. Wiederum erhellt ein Einzelschicksal die männlich geprägte Geschichtsschreibung. Der Autorin standen umfängliches Quellenmaterial wie auch das Testament und die Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1354 zur Verfügung.

Empfohlen von Elisabeth Bardill

Tenna, 2. Februar 2021


Elisabeth Bardill



Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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