Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.

Drei Besprechungen für Sie:
Graham Clifton Bingham, Alpenclub der Tiere
Ute Watzl, Berge von Kunst
Wolf-Dieter Storl, Wesen und Geheimnisse der Neophyten



Graham Clifton Bingham, Alpenclub der Tiere
AS Verlag
56 Seiten Fr. 29.80 bitte mit Mail bestellen

Alpenclub der Tiere

Eine Parodie des Alpenclubs im Bilderbuchform, Erstausgabe 1910 in London.

Wie bei den Menschen gibt’s den Treffpunkt für Tiere zur Vorbesprechung von Weg und Pfad einer Bergtour mit Kletterei im Chalet. «Bär Brun ist der Chef, den Berg kennt er gut, als Bergführer macht er uns Pläne und Mut. Ja, Mut brauchen alle. Obwohl er’s vertuscht, ist Leo der Mut in die Hose gerutscht. Doch Brun hört man geigen, das sei nichts für die Feigen, er könne noch heute den Nordpol besteigen. Brun hat drei Söhne, die klettern viel. Sie sagen: Das ist doch ein Kinderspiel!» Die humoristisch satirische Geschichte ist in Reimen niedergeschrieben. Und es fehlt nicht an Ereignissen am Berg wie Seilriss, Gletscherspalten, Lawinen-niedergang, das Pflücken eines Edelweisses an gefährlicher Wand für die Frau zuhause, der fröhliche Hüttenabend mit Jodeln und Bechern. Der Hüttenwart weckt morgens mit Horn jeden Gast, damit niemand den Sonnenaufgang verpasst. Es gibt noch knifflige Stellen bis zum eigentlichen Gipfelsturm. Doch Bären, Nilpferd und Elefant haben’s geschafft. Und sie freuen sich, bis sie zuhause vom Abenteuer erzählen, ja prahlen können. – Graham Clifton Bingham (1859-1913) in Bristol war Musiker, Komponist und Verfasser von Kinderbüchern und -operetten. George Henry Thompson (1861-1920) illustrierte zahlreiche Kinderbücher und ist bis heute für seine anthropomorphen Tierdarstellungen bekannt. – Dan Wiener, geb. 1961 in Bern ist Schauspieler, Theaterpädagoge und selber Geschichten-Erfinder, Musiker und Autor. Er entdeckte das alte Bilderbuch neu. Dieses trifft auch heute für Jung und Alt ins Schwarze. Wir erfreuen uns an darstellend satirischer Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Empfohlen von Elisabeth Bardill

Tenna, 23. April 2022




Ute Watzl, Berge von Kunst
AS Verlag
220 Seiten Fr. 42.80 bitte mit Mail bestellen

Berge von Kunst


Zwanzig Orte internationaler Kunst in den Alpen. Ausgewählt und beschrieben von Ute Watzl.

In der Provinz, abseits von Kulturmetropolen und finanzstarken Kunstmarktzentren findet man Gegenwartskunst, die sich kritisch mit aktuellen Umwelt- und Gesellschaftsthemen auseinandersetzt. Kunst, die reflektiert, mal rebellisch, mal experimentell, mal provokativ, ohne Anspruch auf Gefälligkeit, die im ländlichen Raum überrascht und begeistert. Kultur versus Natur entfaltet in der Gegensätzlichkeit einen besonderen Reiz und wertvolle Denkanstösse. Die meisten in diesem Buch beschriebenen Orte zeitgenössischer Kunst gibt es noch nicht länger als zehn Jahre. Junge Kunst erreicht ein wachsendes Publikum und ist nicht allein ein elitäres Vergnügen für Gutbetuchte. Die neue Art künstlerischen Schaffens geht nur, wenn die ansässige Bevölkerung mitzieht. Das führt zu Diskussionen und Auseinandersetzungen, was für ein Tal wertvoll ist. Wenn Kunst- und Naturerlebnis aufeinandertreffen, verlangt das Zeit und Einfühlung um eine Wirkung zu entfalten.

Im Safiental mag es eng sein, doch seine Bewohnerinnen und Bewohner sind offen. Frische Ideen und mutige Kunstprojekte bekommen hier eine Chance und sorgen für Überraschungen. Etage um Etage und sämtliche Gänge lassen sich im Hotel Castell im Oberengadin durchforsten. Überall gibt es erstklassige Gegenwartskunst zu entdecken. Die sie umgebende Bergwelt verpasst dieser Privatsammlung den besonderen Rahmen. «Muzeum Susch»: Im ausgedienten Kloster in einem zwischen Bergflanken eingeklemmten Passdorf entstand dank einer polnischen Milliardärin einer der gewagtesten Kunstorte in den Alpen. So abgelegen es sein mag, sosehr wurde und wird das Bergell von Kunstschaffenden geliebt. Ein Galerist und ein Kunstverein haben das Tal auf die Agenda gesetzt. Im Unterengadiner Nairs, versteckt unten am Inn, arbeiten Nachwuchskünstlerinnen und -künstler während des ganzen Jahres in einem alten Bäderhaus. Dem weitgereisten Künstler Not Vital begegnet man in Sent und im Schloss Tarasp. Er beweist seine Zugehörigkeit mit sinnlichen wie spektakulären Kunstprojekten in seinem Heimattal. Die «Stalla Madulain» ist ein eigensinniger Kunstraum in einem uralten Stall. Mit der richtigen Einstellung macht die Kunst hier vor allem Spass. – Dieses Buch erschliesst noch andere Regionen in den Alpen, die Kunstgenuss und Bergerlebnis gleichermassen bieten.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 29. April 2022




Wolf-Dieter Storl, Wesen und Geheimnisse der Neophyten
AT Verlag
344 Seiten, farbige Abbildungen Fr. 30.00 Info/bestellen

Wesen und Geheimnisse der Neophyten


Wolf Dieter Storl schreibt über Heil-, Nahrungs- und Nutzpflanzen.

Das Wort Neophyt, aus dem Griechischen néos (jung, frisch) und phyt?n (Pflanze) gibt es schon lange. Bei dem Wort denkt man heute an eine neu eingewanderte Pflanzenart, die sich zwischen den einheimischen Pflanzen erfolgreich ansiedelt, verbreitet und einbürgert. Pflanzen sind schon immer gewandert. Ackerunkräuter folgten den ersten Bauern in neolithischen Zeiten. Die Römer und die christlichen Mönche brachten, absichtlich und unabsichtlich, viele Pflanze aus dem Mittelmeerraum mit, die dann nördlich der Alpen eine Nische fanden. Zusammen mit den Einheimischen bilden sie inzwischen natürliche Pflanzengesellschaften. Der kühne Columbus fand wenig von dem heissbegehrten Gold und den Edelsteinen auf den Karibischen Inseln, die er für Indien hielt. So versuchte er seine Schirmherren und Geldgeber mit exotischen Pflanzen und Tieren zu beeindrucken. – Dies nur ein Beispiel von unterschiedlichen historischen Ereignissen, die mit der Natur in Verbindung stehen.

Wolf-Dieter Storl, geboren 1942, der Allgäuer Ethnobotaniker und Kulturanthropologe ist ein leidenschaftlicher Forscher, Kenner, Botschafter und Arbeiter in und mit der Natur. Menschen haben oft gegen das Fremde und Ungewohnte Vorbehalte. Unsere Bauern Gärtner, Heilkundigen und Kräuterfrauen haben wenig oder keine Erfahrungen mit Neophyten. Es liegt kein jahrtausendealter Erfahrungsschatz im Umgang mit solchen Pflanzen vor. Keine Märchen und Sagen umranken sie und bringen sie unserer Seele nahe wie es etwa bei der Brennnessel, dem Gänseblümchen, der Hasel, dem Holunder oder der Linde der Fall ist. Storl rät uns, ethnografisch vorzugehen, zu versuchen, in Erfahrung zu bringen, was die Menschen in den Ländern aus denen die pflanzlichen Einwanderer stammen, über sie wissen, wie sie mit ihnen umgehen und welche Sinnbilder sie mit ihnen verknüpfen. Im Buch lesen wir über Einfuhr, Etablierung und Anpassung, Invasion, und biologische Einbindung. Hinterfragt werden Listen über gute und böse Pflanzen.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 30. April 2022



Elisabeth Bardill



Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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