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Die
Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die
Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken.
Drei Besprechungen für Sie:
Maurice Caviezel, Von Bergen und anderen Tälern
Regine Ebert, Beinwell
Franziska Laur, Die Schatten der Ahnen
Maurice Caviezel, Von Bergen und anderen Tälern
Werd & Weber Verlag
92 Seiten Fr. 32.50 Info/bestellen
Von Bergen und anderen Tälern
Kurzgeschichten von Maurice Caviezel, Bildgestaltung von Natalie Hauswirth.
Herrlich bunte Erzählungen über Menschen in den Bergen, solchen,
die gut, schlecht, recht oder überhaupt nicht mit den unerwarteten
Herausforderungen zurechtkommen. Der Autor erzählt in knapper und
unverschnörkelter Art seine Erlebnisse als Hüttenwart und Alpinist
aus Leidenschaft. Er erinnert sich vor allem an aussergewöhnliche
Begebenheiten. Was – wenn einer im Vorraum der Hütte die Schuhe
nicht ausziehen will wie alle andern und sich damit brüstet, mehr
als vierzig Jahre als SAC Mitglied noch nie die Schuhe habe wechseln müssen.
Drei Unterzwanzigjährige kommen schlurfend daher und stehen fummelnd
mit ihren Smartphones vor der Hütte. Sie suchen den Empfang, damit
sie endlich orten können, wo sie sind. Der Hüttenwart erklärt
ihnen den Standort auf seiner konventionellen 25’000er-Karte. Geschichten
über Unvernunft, Waghalsigkeit, Hilfe in der Not, unzulängliche
Ausrüstung, Schnee und Regen erinnern an eigene Vorkommnisse und
lassen einen beim Lesen in der warmen Stube schmunzeln. Es sind keine
Heldengeschichten, denn der Autor berichtet auch über seinen eigenen
jugendlichen Übermut, seine Fehleinschätzungen und seine Machtlosigkeit
bei einem Bergunfall, wo ein Körper in einen schwarzen Sack verpackt
und weggeflogen wird. Der heisse Kaffee nach der Ankunft in einer Hütte,
die Rösti, der Toilettengang im Freien oder der steinharte Rigel
während der Tour zeigen auf, wie zentral die Bedürfnisse in
den Bergen sind. Der Erzähler erscheint als Beobachter, Hüttenwart,
Führer einer Seilschaft, Retter, Berater aber auch als einer mit
tiefsitzendem Trauma. Doch er erlangt Selbstvertrauen dank einfühlsamer
Menschen und kann Angst und Unsicherheit weglegen.– Maurice Caviezel
schrieb ein Buch über sich selbst. Er reflektiert und verarbeitet
schwierige Situationen, wenn er abseits der grossen Menschenströme
auf unbekannten Routen unterwegs ist. Seine Ehrlichkeit und Selbsterkenntnis
machen die Geschichten zum Lesevergnügen. Sie sind mit gelungenen
Fotomontagen der Bergwelt illustriert.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna 19. Mai 2022
Regine Ebert, Beinwell. Knochenheiler aus der Pflanzenwelt.
Anwendung in Heilkunde, Küche, Kosmetik und Garten
AT Verlag
208 Seiten, 117 farbige Abbildungen Fr. 30.00 Info/bestellen
Beinwell,
Knochenheiler aus der Pflanzenwelt
Ein ganzes Buch als Sammlung alten und neuen Wissens über eine einzige
Pflanze liegt vor. Das Erleben des Beinwell ist von Regine Ebert vom Frühjahr
bis zum Herbst beschrieben. Wir sehen den Boden, auf dem er wächst,
den Standort, an dem er sich wohlfühlt, schauen uns die Pflanzengemeinschaft
an und die Tiere, die ihn besuchen. Wir erfahren, wie sich Geschmack,
Geruch und Aussehen im Jahreslauf verändern. Wir begeben uns auf
den Weg, der zu einem ganzheitlichen Verständnis einer Heilpflanze
führen kann. Der Beinwell oder Wallwurz ist rau und sperrig, doch
gleichzeitig von überbordender Lebenskraft. Die Buchautorin hat ein
Jahr lang mit dem Beinwell gelebt und schrieb ihre Erkenntnisse nieder.
Botanik, Inhaltsstoffe oder Heilkunde sind Übertitel. Dann aber geht
es ins Detail: Beinwell in der Medizingeschichte von der Antike bis heute
– Unterscheidung der wichtigsten Arten – Inhaltsstoffe –
Wesen und Signatur der Pflanze – Heilwirkung – Beinwell in
der Homöopathie – Sammeln und Verarbeiten – Rezepte für
die Gesundheit – Beinwell in der Kosmetik – Kulinarisches
– Magischer Beinwell – Räuchern mit Beinwell –
Beinwell für Tiere. Beinwell im Garten ist ein letztes und wichtiges
Kapitel, denn wer kann, wird ihm einen Platz geben und sich darüber
freuen. Das Buch zeigt als Beispiel den Bedeutungsreichtum auch von anderen
Küchen- und Heilpflanzen auf, wie etwa der Brennessel, des Löwenzahns…
Regine Ebert ist eine Wildkräuter-Fachfrau und ist Gründerin
der Kräuterschule Taunus in Hessen. Die Heilkundige gibt ihr Wissen
in Seminar- und Ausbildungstätigkeit weiter. Sie ist Journalistin
für Natur- und Gartenthemen. Für ihr Garten-Portait «Beinwell»
erhielt sie den Deutschen Gartenbuchpreis 2022. Der AT Verlag steht für
sorgfältig ausgestaltete Bücher in verschiedenen Themenbereichen.
Man erlangt in Text und Bild differenzierte Einblicke in unterschiedliche
Lebensbereiche.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 14. April 2022
Franziska
Laur, Die Schatten der Ahnen
Zytglogge Verlag
375 Seiten Fr. 34.00 bitte mit
Mail bestellen
Die
Schatten der Ahnen
Franziska Laur, die Urenkelin von Ernst Laur erzählt aus der Familiengeschichte.
Sie zeigt auch eine persönliche Betrachtungsweise der Schweizer Geschichte
auf.
Pünktlich zum Jubiläum, 125 Jahre Schweizer Bauernverband, erschien
die Geschichte der Schweizer Familiendynastie Laur. Die Einzelschicksale,
ja deren Einschätzung neben der offiziellen Geschichtsschreibung,
schaffen ein vielseitiges Bild der Vergangenheit unseres Landes. Die Autorin
schreibt von Ernst Laur (1871-1964), von dessen Sohn Ruedi Laur, dem Hüter
des Silberschatzes von Augusta Raurica und von Arnold Laur, ihrem Vater,
der im Mittelpunkt der Familiensaga steht. Ihre Brüder Andi und Stiwi
verstarben früh, nachdem sie zu politischen Ikonen in den 68er-Jahren
wurden. Auch wenn der Ausdruck «Untergang einer Schweizer Familiendynastie»
auf dem Buchdeckel steht, kann sich die Leserschaft eigene Gedanke machen,
Vergleiche anstellen und Bewertungen hinterfragen. Persönliche, erzählte,
spontane Erinnerungen wecken die Vorstellung eines Stammbaums mit dicken
Ästen und feinen Verästelungen. Da gibt es die erfolgreichen,
die hadernden, die künstlerischen, die zartbesaiteten und die draufgängerischen
Familienglieder. Männer in der Öffentlichkeit, Frauenemanzipation,
Militärdienst, Gründer- wie Aussteigertum, Feste im Stammhaus,
Auslandaufenthalte, Fremd- und Selbstbestimmung sind Themen in bunter
Folge. Es ist ein Zusammenspiel verschiedener Weltanschauungen, die ihren
Ursprung im Grossbürgertum der Jahrhundertwende vom neunzehnten ins
zwanzigste haben. Hauptschauplatz ist das Effinger Haus im Aargau und
seine Nebengebäude. Franziska Laur schrieb ehrlich und auch kritisch
über ihre Fanilie. Sie macht keine Helden aus ihnen. Einfühlsam
führt sie anhand ihrer Altvordern und ihren beiden Brüdern durch
das vergangene Jahrhundert. Das Buch liest sich wie ein Roman, den man
am liebsten ohne Unterbrechung lesen möchte. – Der «Laur
Park» in Brugg ist im Andenken an Ernst Laur bis heute Sitz des
Schweizerischen Bauernverbandes.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 30. Mai 2022
Elisabeth Bardill
Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur
Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der
Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern
war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner
Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers.
Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre
unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern
Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill
mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch
für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die
„Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber
unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts
von Menschen in Graubünden.
Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt
in Graubünden
Edition Bardill
Fr. 30.00
bitte
mit Mail bestellen
Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen
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