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Die
Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die
Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken. Ganz herzlichen
Dank!
Besprechungungen für Sie:
Martin Stihl, Unterwegs im grünen Tag
Fabio Andina, Davonkommen
Martin Stihl, Unterwegs im grünen Tal
Somedia Buchverlag
184 Seiten Fr. 29.00 bitte mit
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Sommer in St. Antönien
Martin Stihl-Koch, der Autor des neuen Buches «Unterwegs
im grünen Tal» war und ist mit Leidenschaft oft und gerne zu
Fuss oder mit dem Velo auf Entdeckungstouren im einzigartig weiträumigen
Walsertal. Auf dem Weg zur vorliegenden Schrift steuerten ihn die Aufzeichnungen
aus älterer und jüngerer Zeit, an denen es nicht mangelt. «Mein
Unterwegssein im Tal, die Begegnungen und Gespräche mit den Menschen,
die hier leben und ihre Arbeit leisten, ihre Offenheit, mir einen Einblick
in ihren Alltag zu gewähren oder mich sogar an einem Teil ihres Alltags
teilnehmen zu lassen, schlägt die Brücke zum Heute.» St.
Antönien wurde 2021 in Zusammenarbeit mit dem SAC nach strengen Kriterien
in den begehrten Kreis der Bergsteigerdörfer aufgenommen. Das vorliegende
Buch entspricht diesen Bedingungen und beschreibt, was das in Wirklichkeit
heisst: Ursprünglichkeit, Sorgfalt mit der qualitativ hochwertigen
Natur- und Kulturlandschaft sowie den vielfältigen Bergsportmöglichkeiten.
Das Dorf bekennt sich zum sanften Tourismus. Die Auszeichnung ist für
die Bevölkerung ein zentrales Anliegen geworden.
Im Inhalt finden wir Hinweise über Wanderungen, die Klettersteige
Sulzfluh, die Karrenfelder und Höhlen, den Bergsee, die Pfützen
und die Alpenblumen. Dank dem ausgewählten Bildmaterial sehen wir
in die Bauerngärten, bewundern den Hofladen an der Strasse und schöne
Holzbeigen, sehen dem Heuervolk bei der Arbeit zu und nehmen Einblick
in Sennhütten und auf viehbestückte Alpweiden. Was die Alpwirtschaft
gelingen lässt und was sie bedroht ist ein aktuelles Kapitel, so
auch der Wolf mit seinem Einfluss auf die Jagd. Der Geschichte zur Bedeutung
des Waldes wird wegen seiner Schutzfunktion gegen Lawinenniedergängen
Platz eingeräumt. Die vielen Bilder illustrieren die Kurztexte mit
Quellenangaben und bilden so ein Zeitdokument über St. Antönien.
– Als Kenner der Geschichte und als aufmerksamer Beobachter des
Gegenwartsgeschehens, bewegte sich Martin Stihl bei seinen Recherchen
im Hier und Jetzt mit Hinweisen auf die Vergangenheit. Er lebt im nahen
Schiers, wo er auch aufgewachsen ist und daselbst bis zur Pensionierung
als Schreiner und Pädagoge in vielseitigen Arbeitswelten tätig
war.
Elisabeth Bardill
Tenna, 10. Januar 2024
Fabio Andina, Davonkommen
Edition blau im Rotpunktverlag
242 Seiten Fr. 32.50
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Davonkommen – Roman
Fabio Andina gibt mit seinem Roman den Männern eine Stimme,
die von ihren Frauen weggeschickt werden. Er schreibt über die Not
und Orientierungslosigkeit eines Vaters, der seinen Sohn im Kindergartenalter
von Amtes wegen bei seiner Mutter lassen muss. Die gemeinsame Wohnung
verlässt er im Streit. Dem jungen Vater bleiben anfänglich nur
Bier, Tabletten und Gelegenheitsjobs ohne Lohn- und Anstellungssicherheit.
Ein Ferienhaus in den Bergen, das seine Eltern einmal erworben hatten
wird seine Absteige. Hier verbringt er die gesetzlich zugestandenen Tage
mit seinem kleinen Sohn aber hauptsächlich allein. Doch die Notlösung
wird zum neuen Daheim, weil er den verwilderten Garten aufzuräumen
und zu bebauen beginnt. Der Junge wird Teil der kleinen Dorfgemeinschaft.
Hier hat es Tiere und Leute, die ihn liebevoll wahrnehmen. Eurosia von
der Bar bäckt ihm einen Geburtstagskuchen. Schmerzhaft sind die Abschiede
nach den Wochenenden von seinem Vater. Die ferne Mama erträgt keine
Verspätungen beim Abholen und Zurückbringen des Kindes. Sie
schreckt nicht von einer Polizeianzeige gegen ihren Exmann zurück.
Vater und Sohn haben ein inniges Verhältnis zueinander. – Das
Unmögliche kann sich verändern im Fluss des Lebens. Zeichen
von Hoffnung und Entspannung zeigen sich an. Es ist auch das Kind, das
dem Vater zur inneren Ruhe verhilft.
Der Tessiner Autor Fabio Andina, geboren 1972 in Lugano, begibt sich mit
Einfühlung auf ein Feld, das in der Gegenwartsliteratur noch wenig
beachtet wird. Die Abwärtsspirale eines Arbeitslosen, der seiner
Angetrauten nicht mehr genügt wird in den nachvollziehbaren Widersprüchlichkeiten
in der Ich-Form dargestellt. Dass sich die grosse Liebe in Hass und Wut
verwandelt, hängt mit einer tiefgreifenden Enttäuschung zusammen.
Der Protagonist erinnert sich an die wunderbare Zeit der Schwangerschaft
und Geburt des gemeinsamen Kindes. Er erlebt den radikalen Bruch und den
eifersüchtigen Besitzanspruch der Mutter auf das Kind. Der Gang in
die Psychiatrie, der Kampf um das Sorgerecht wie der mühsame Verlauf
der Scheidung setzen zu. Der kleine Sohn lebt zwischen diesen Fronten
und sammelt seine eigenen Lebenserfahrungen. – «Davonkommen»
sei eine «Hymne auf den Überlebensinstinkt» schreibt
Andina. – Der Roman wurde aus dem Italienischen von Andreas Löhrer,
der in Hamburg lebt, übersetzt.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 18. Januar 2024
Elisabeth Bardill
Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur
Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der
Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern
war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner
Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers.
Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre
unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern
Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill
mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch
für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die
„Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber
unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts
von Menschen in Graubünden.
Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt
in Graubünden
Edition Bardill
Fr. 30.00
bitte
mit Mail bestellen
Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen
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