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Die
Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die
Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken. Ganz herzlichen
Dank!
Besprechungen für Sie:
Nadine Gerber, Zug um Zug zu dir
Maria Luisa Delbono, Der Weg nach St. Moritz ist immer lang
Anne Pauly, Bevor ich es vergesse
Nadine
Gerber, Zug um Zug zu dir
Zytglogge Verlag
324 Seiten Fr. 20.00
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Zug
um Zug zu dir
Das Bild auf dem Buchdeckel hält, was es verspricht. Es ist, als
würde man selber einsteigen und mitreisen. Das Buch ermöglicht
das Reisen im eigenen Kopfkino. Zwei Schwestern gönnen sich eine
Auszeit, um per Zug einige europäische Städte kennenzulernen.
Die Enttäuschung über eine Liebschaft der einen ist der eigentliche
Grund für dieses Vorhaben. Schon während der Fahrt von Zürich
nach Wien treffen die beiden Frauen auf Andy. Wer ist dieser charmante
junge Mann aus England mit seiner gelben Tasche, der plötzlich verschwindet
und unverhofft wiederauftaucht? Ennia gewinnt Abstand zur verlorenen Liebe,
Nora versucht Andy zu vergessen nach einer einzigen wundervollen Begegnung
im Nachtzug.
Die Schweizer Schriftstellerin Nadine Gerber nimmt die Leserschaft mit
auf die Reise der ungleichen Schwestern. Im aussergewöhnlichen Zustand,
fern vom Arbeitsalltag, wenn man auf der Reise ist, werden andere Details
gewichtet. Etwa die Bekleidung, die unausweichlichen stetigen Entscheidungen,
wo und wie es weitergehen soll. Es ergeben sich neue Bekanntschaften.
Merk- und Sehenswürdiges vermitteln Eindrücke und wecken Gefühle.
Direkte Rede im Roman bereichert den Erzählfluss und schafft pure
Gegenwart: Reiseerlebnisse auf langen Fahrten mit Eisenbahn und Schiff,
geheimnisvolle Graffiti an Wänden im öffentlichen Raum. Handys,
Facebook und Instagram sind nicht mehr wegzudenken. Überall erreichbar
zu sein und alles bezahlen zu können zeigen dennoch Grenzen auf und
bergen Geheimnisse. Die Suche nach Liebe wie das Verstecken der Sehnsucht
gehören zur ewigwährenden Menschheitsgeschichte. In moderner
Sprache und Offenheit lesen wir mit diesem Roman eine berührende
Liebesgeschichte, in welcher der Klimawandel thematisiert ist.
Die
Autorin, Journalistin und Sportlerin Nadine Gerber ist 1980 im Kanton
St. Gallen geboren. Sie lebt mit ihren zwei Kindern in der Nähe von
Zürich.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 13. Mai 2024
Maria Luisa Delbono, Der Weg nach St. Moritz ist immer
lang
Somedia Buchvertrieb
156 Seiten Fr. 20.00
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St. Moritz im persönlichen Blickwinkel
Man erinnere sich an irgendeinen Tag im eigenen Leben, an dem etwas geschah,
wo die Weiche in eine neue Richtung gestellt wurde. Ein denkwürdiger
Tag, der den weiteren Lebensweg bestimmte. Die Geschichte der Autorin
Maria Luisa Delbono liest sich als Roman oder als Autobiografie einer
Italo-Schweizerin. Die Handlung steht im Zeitrahmen des Zweite Weltkrieges,
der Nachkriegszeit bis ins Jahr 2000. Im Mittelpunkt der Generationenfolge
steht Emma. Sie wuchs in der Nähe von Brescia in ärmlichen jedoch
behüteten Verhältnissen auf. Sie hatte Eltern, Schwestern, Tanten
und eine Grossmutter. Der Erste Weltkrieg zeigte noch schmerzliche Spuren,
denn ein Onkel war gefallen, der andere verschollen und der dritte bewirtschaftete
einen Bauernhof auf dem Land. Hier fand die verzweigte Familie Zuflucht
in den bedrohlichen Tagen während der Kriegswirren anfangs der vierziger
Jahre. Emma erlebte die dunkle Zeit der Entbehrungen, Bombardierungen
und das absolute Chaos in der Lombardei vor dem Kriegsende. Durch die
bittere Armut der Familie war Emma gezwungen in der Seidenfabrik zu arbeiten,
die neu wieder Arbeitsstellen anbot. Die Leidenszeit bei unzumutbaren
Arbeitsbedingungen führte zur Krankheit von Emma. – Die Heirat
mit Eduardo wurde zum Wendepunkt. Das Ehepaar fand je eine Stelle im Nobelhotel
Suvretta House in St. Moritz. – Im gleichen Zeitraum erlebte Hannelore
in Deutschland die ersten Jahre nach dem Krieg ohne Vater. Dieser kam,
aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, eines Tages unerwartet auf das
Mädchen zu. Hannelore wurde in späteren Jahren durch Heirat
und die Arbeit ihres Mannes Bewohnerin in St. Moritz. Emma war zu dieser
Zeit wieder in Italien, wo sie mit Eduardo eine Familie gründete.
Wie ein Ort für einige Menschen zu etwas Besonderem werden konnte,
soll nicht verraten werden. Es geht um Frauen, die alle auf einzigartige
Weise mit St. Moritz verbunden waren, einer Welt, in der sich der Glamour
der Gäste mit der lautlosen Arbeit tausender Kellner und Dienstmädchen
noch heute mischt.
Emmas Kindheit steht ganz am Anfang des Erzählens. Die Warmherzigkeit
ihrer Familie ist immer wieder zu spüren, auch wenn die Not gross,
das Heimweh brennend und die Hände von der Arbeit wund sind. –
Eine weitere Qualität der Geschichte sind die knapp gehaltenen, doch
genauen Daten des Geschehens. «Der Weg nach St. Moritz ist immer
lang». Man muss Pässe überwinden, kommt über den
Maloja-, Julier- Bernina- oder Albulapass ans Ziel, wo man ein anderes
Klima und einen anderen Lebensraum vorfindet. Für Emma und Hannelore
war es kein Ferienort. Alltag und Pflichten hatten ihren eigenen Rhythmus.
Der berühmte Ort wird in diesem Buch ins beste Licht gestellt.
Die Autorin ist in der Nähe von Brescia geboren und aufgewachsen,
studierte Fremdsprachen und Literatur. Heute lebt sie mit ihrem Mann im
Kanton Zürich und unterrichtet an einer Schweizer Primarschule. Das
Buch wurde von Charlotte Mattei aus dem Italienisch übersetzt.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, 4. Mai 2024
Anne Pauly, Bevor ich es vergesse
Luchterhand Verlag
173 Seiten Fr. 30.50
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Bevor ich
es vergesse
Eine Tochter schreibt über ihren Vater. Sie beginnt mit dem letzten
Gang ins Krankenhauszimmer, nachdem ihr Vater verstorben war. Mit ihrem
Bruder packt sie all’ die nichtigen, verbrauchten Kleinigkeiten
zusammen, die Kleider und Gegenstände, die ihrem Vater gehört
hatten. «Mein Bruder hatte den Rollstuhl aufgeklappt, die Ersatzprothese,
die Krücken, den kleinen Tischventilator, den wir ein paar Stunden
zuvor bei Darty gekauft hatten…». Die Geschwister erledigten
pflichtbewusst die Formalitäten. Noch nie war die Tochter so wach
wie in diesen Nächten. Sie sah alles wieder vor sich, besonders die
Szene mit der übereifrigen Krankenschwester. Die letzten Tage mit
dem kranken Vater wurden in ihren Gedanken verstärkt und verdeutlicht.
Am vereinbarten Tag ging sie ins Pfarrhaus um die Abschiedsfeier vorzubereiten.
Das Elternhaus musste geräumt werden, der Tod der Mutter geschah
schon früher. Die zum Vorschein kommenden Schriften, Möbel und
Gegenstände zwischen denen die Eltern sich geliebt und miteinander
gestritten hatten zeigten auf, wer sie waren. Der Vater ein streitbarer
Alkoholiker, ein leidenschaftlicher Anhänger orientalischer Philosophien,
hatte seine Familie in einen ständigen Bürgerkrieg verwickelt.
Die Vater-Tochter Beziehung war dennoch innig und warm. Sie soll nicht
vergessen werden. – Anne Pauly beschrieb Tod, Abschied und die Zeit
danach als eine Liebes- und Familiengeschichte. Die widersprüchlichen
Gefühle, die Einsamkeit und die Flut von Erinnerungen und auch Schuldgefühle
über nicht genügend Zuwendung dem Vater gegenüber waren
nicht aufzuhalten. Die Trauer war zärtlich, tief und vielschichtig,
welche die Tochter durchlebte, bis sie sich langsam dem eigenen Leben
hingeben konnte.– Das Buch wurde bei seinem Erscheinen mit dem französischen
Publikumspreis als «Bestes Buch des Jahres» ausgezeichnet.
Amelie Thoma hat es aus dem Französischen übersetzt.
Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 15. April 2024
Elisabeth Bardill
Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur
Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der
Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern
war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner
Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers.
Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre
unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern
Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill
mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch
für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die
„Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber
unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts
von Menschen in Graubünden.
Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt
in Graubünden
Edition Bardill
Fr. 30.00
bitte
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Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen
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