Die Journalistin Elisabeth Bardill-Meyer aus Tenna im Safiental hat mir die Erlaubnis gegeben, ihre Buchbesprechungen hier abzudrucken. Ganz herzlichen Dank!


Besprechungen für Sie:

Carys Davies, Ein klarer Tag
Paul Harding, Sein Garten Eden


Carys Davies, Ein klarer Tag
Luchterhand Verlag Fr. 33.50
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Auf einer einsamen Shetlandinsel

Im Roman wird ein dunkles Thema aufgegriffen und an einem Beispiel veranschaulicht. «Highland Clearances» oder die Räumung des Schottischen Hochlandes begann im späten 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die ansässige Bevölkerung wurde zugunsten der flächendeckenden Schafzucht vertrieben, die den Gutsherren mehr Ertrag einbrachte. Der junge verarmte Pfarrer John Ferguson wurde 1834 auf eine Insel geschickt, um einen widerspenstigen Kleinbauern, namens Ivar, von der Insel auf’s Festland zu holen. Dieser hatte den Räumungsbefehl des Gutsbesitzers ignoriert. Trotz moralischer Bedenken, die vor allem Mary, die Frau des Pfarrers anbrachte, nahm der idealistisch gesinnte Pfarrer den Auftrag an. Unter lebensbedrohlichen Umständen begann die fragwürdige Mission. Mary befürchtete, dass ihr weltfremder, gutgläubiger Mann nicht mehr zurückkehren könnte und reiste selber auf die Insel. Es war ein klarer Tag, als eine Entscheidung fallen musste: «Wie kommt es, dass wir die grossen Veränderungen nie auf uns zukommen sehen?» Als leuchtend unabhängige Figur stand Ivar, der Inselbewohner, da. Doch die Ankunft des Pfarrers durchbrach sein bisheriges Leben.
Die Lebensumstände der einzelnen Personen wurden von der Autorin Carys Davies beschrieben und miteinander verwoben. Sie ergeben ein Bild über die sozialen Machenschaften einer machtgierigen Elite. Auch in der Kirche entstand ein Graben als tiefgreifende Abspaltung. Die katastrophale Folge, die diese Enteignungen hatten, zeigt sich bis heute an den in der Landschaft verteilten Ruinen. Viele Familien wurden mutwillig auf abgelegene, knapp eingeteilte Parzellen abgeschoben, deren Grösse ein Überleben unmöglich machte. Die ausgestorbene Sprache der Inselbewohner «Norn» spielt in der Erzählung mit historischem Hintergrund eine Rolle. Sie wird somit in Erinnerung gerufen.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 22. September 2024


Paul Harding, Sein Garten Eden
Luchterhand Verlag Fr. 33.50
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Apple Island, im Jahr 1793


«Sein Garten Eden». Sie waren eine Gemeinschaft von Fischern, Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, die auf der kleinen Insel vor der Küste Maines seit hundert Jahren friedlich zusammenlebte. Sie hatten je eine andere Abstammung. Benjamin Honey, Amerikaner, Bantu,- als Sklave geboren, wurde als Fünfzehnjähriger befreit. Mit seiner Frau Patience, einem irischen Mädchen aus Galaway, kam er 1793 auf die Insel, die nur hundert Meter vom Festland entfernt ist. Das Paar hatte neben einer Tasche mit Werkzeugen auch zwölf Jutesäckchen bei sich. Darinnen befanden sich Samen von speziellen Apfelsorten. Benjamins Erinnerung wurde zur Vision des Paradieses. Als Kind war er in einem Obstgarten gewesen, in seinem Garten Eden, den er hier aufbauen wollte. – Ein Orkan traf zweiundzwanzig Jahre später die gegründete Siedlung, die mittlerweile aus rund dreissig Leuten in fünf oder sechs Häusern bestand. Einige konnten sich auf einen alten Baum retten, andere verschwanden mit Häusern und Tieren in den Fluten der aufgewühlten See. Die Überlebenden blieben auf der Insel. Die Robinsonade begann von Neuem. Die Menschen lebten arm und isoliert, aber geschützt vor Anfeindungen, die sie auf dem Festland erleben würden. – Die einzelnen Familien und Personen wurden im überschaubaren sozialen Gefüge liebevoll dargestellt. Einige zeichneten sich durch besondere Begabungen in Handwerk und Kunst aus. Eine kinderreiche Familie lebte in heruntergekommenen Verhältnissen. Doch die Inselbewohner bildeten eine lebendige Dorfgemeinschaft. Im Jahr 1912 entdeckte ein pensionierter Lehrer die Insel mit seinen brachliegenden Ressourcen und gründete eine Schule. Seine Anwesenheit und idealistische Einstellung bei der Entwicklungsarbeit auf Apple Island weckten die Aufmerksamkeit der staatlichen Behörden. Eine Lawine unheilvoller Ereignisse kam ins Rollen. – Der Roman spielt in einer Zeit, in der Vorurteile und Anfeindungen gegen Menschen anderer Ethnie, Hautfarbe oder Religion zum Alltag gehörten. Der Autor Paul Harding, geb. 1967, lebt in Long Island. Der Roman wurde von Silvia Morawetz aus dem Englisch ins Deutsche übersetzt.

Empfohlen von Elisabeth Bardill
Tenna, den 24. September 2024



Elisabeth Bardill

Elisabeth Bardill-Meyer kam 1941 im aargauischen Auenstein zur Welt und wuchs danach in Küsnacht am Zürichsee auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin an der Neuen Mädchenschule Bern war sie in Bubendorf BL tätig. Nach der Heirat mit einem Bündner Lehrer zog sie nach Tenna ins Safiental und später nach Schiers. Sie hat vier Söhne und fünfzehn Enkel. Während vieler Jahre unterrichtete sie im Bildungszentrum Palottis Schiers in den Fächern Erziehungslehre, Werken und Gestalten. Seit 2004 lebt Elisabeth Bardill mit ihrem Mann wieder in Tenna. Sie arbeitet freischaffend journalistisch für Zeitschriften, Zeitungen wie auch regelmässig für die „Terra Grischuna“, schreibt Bücher und gibt diese selber unter „edition bardill“ heraus. Es handelt sich stets um Porträts von Menschen in Graubünden.



Elisabeth Bardill, Männer und Frauen verwurzelt in Graubünden

Edition Bardill
Fr. 30.00 bitte mit Mail bestellen



Elisabeth Bardill, Bauernstolz und Bauerntum
Edition Bardill, 2008 Fr. 35.00 bitte mit Mail bestellen

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